heise.de berichtete in Studie untersucht Zusammenhang zwischen Internet und Gedächtnis über Forschungen darüber, wie sich Menschen Dinge merken und sich beim Merken organisieren:

[…] Dass sich Informationen jederzeit im Internet finden lassen, verändert die Art und Weise, in der Menschen sich Dinge merken. So lautet das Ergebnis einer psychologischen Studie, die jetzt im US-amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science online veröffentlicht wurde […] Eines der Ergebnisse: Wo das Gelernte später wieder abrufbar ist, merkten sich die Probanden besser als den eigentlichen Inhalt der Information. […]

Neben den Ergebnissen der Studien fand ich aber auch den Transactive Memory Effekt sehr interessant:

[…] Seine Arbeit beschrieb das System sozialer Gruppen, in denen Informationen gemeinschaftlich gespeichert und wieder abgerufen werden. Als Beispiel nannte er Eheleute, bei denen sich ein Partner darauf verlässt, dass der andere stets über bestimmte Informationen verfügt, oder Gruppen von Berufskollegen, in denen Einzelne für ein bestimmtes Spezialwissen zuständig sind […] Das Internet scheint inzwischen für viele Menschen die Rolle eines solchen verlässlichen Partners übernommen zu haben, so einer der Schlüsse, die die Psychologen aus ihren Forschungsergebnissen ziehen […]

So hatte ich das bisher noch gar nicht gesehen, aber wenn man darüber nachdenkt, dann hört sich das plausibel an. Dann kam mir der Gedanke, dass ja auch das Notizbuch die Funktion eines „verlässlichen Partners“ haben könnte. Und siehe da, in den Kommentaren findet sich dann diese Anmerkung (nur leider ohne Quellenangabe):

[…] Studie untersucht Zusammenhang zwischen Notizblock und Gedächtnis – Probanten, welche Ihre Informationen in sog. Notizblöcken – manchmal sogar nach Tagen sortiert in „Kalendern“ ablegen könnten sich die ursprüngliche Information schlechter merken, als Leute, die auf „Kalender“ verzichten. […]

Das ist interessant. Schreiben wir denn nicht deshalb alles auf, weil wir uns nicht alles merken können? Oder können wir uns nicht alles merken, weil wir es aufschreiben? Also ich kann mir definitiv nicht alles behalten und wäre ohne Notizbuch (analog und digital) aufgeschmissen. Wie ergeht es euch? Ist das Notizbuch für euch ein „verlässlicher Partner“? Stärkt das Notizbuch euer Erinnerungsvermögen oder schwächt es das Erinnern eher?

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6 Antworten
  1. Noch_ein_Christian sagt:

    Mein Gedanke dazu: Mir hilft ein Notizbuch beim Erinnern, weil ich eher der visuelle/Schrift-Typ bin. Was ich Schwarz auf Weiss sehe, kann ich eher behalten, deshalb kann ich Gehörtes nach Übertragung in die Schriftform besser erinnern. Dabei ist es dann egal, ob das handschriftlich oder elektronisch erfolgt.
    (Dumm, wenn Unbekannte beim Small-Talk mir ihren Namen sagen und die Visitenkarte vergessen nachzuschieben. Dann ist der Name bei mir auch schnell wieder vergessen….)

    Wäre interessant, ob es dazu (Aufnahme von visuellen vs. akustischen vs. rein textliche Informationen) auch Studien gibt.

  2. Stefan Hock sagt:

    Den gegenteiligen Effekt hatte ich früher mit Spickzetteln. Das was ich mir dort notiert hatte, wusste ich dann bei den Prüfungen auch ohne nachzuschauen.

  3. Sabine sagt:

    Meine Notizbücher sind immer so „Eins für alles“. Da mal ich drin rum, es wird was aufgeschrieben, Telefonnummern, Namen, Daten…. und es stecken zwischen den Seiten auch gern mal irgendwelche Tickets, die ich nicht wegschmeißen mag, also haben sie eher Tagebuchcharakter für mich.
    Und wenn ich dann mal ein „altes“ aufschlage, Stichworte lese (sofern ich meine Sauklaue entziffern kann), dann erinner ich mich an viel viel mehr, als da steht. Ergo kann ich nicht sagen, dass es mir die Erinnerung nimmt, sondern eher meinen Geist anregt.

  4. Ema sagt:

    Ich kann mich da Sabine nur anschließen. Ich habe auch immer ein Skizzenbuch, das ich für alles Mögliche benutze und auch immer bei mir habe. In Fällen wo ich mich an bestimmte Daten nicht erinnern kann, in welcher Auflage und Dateigröße ich Etwas bis zu einem bestimmten Datum drucken sollte oder was auch immer, weiß ich, dass ich es mir aufgeschrieben habe. Das geht dann so weit, dass ich auch weiß ob es auf einer linken oder rechten Seite stand und was für Skizzen oder Informationen danach und davor im Skizzenbuch stehen. Mir nimmt das Notieren von Informationen auch die Angst, etwas zu vergessen, denn: ich hab es mir ja notiert. Sollte es mir entfallen, kann ich es dann nachschlagen. :) Dieser Angstfaktor ist auch etwas, was ich oft von anderen gehört habe, weswegen sie ein Notizbuch haben. Man kann Abends beruhigter einschlafen. Sollte man am nächsten Morgen irgendwas vergessen haben, ist das geliebte Skizzenbuch ja da!

    Liebe Grüße,

    -Ema-

  5. Inga W sagt:

    Ich musste im Zusammenhang mit diesem Artikel hier gerade an getting things done von David Allen denken.
    Sein System beruht unter anderem darauf, dass wir erst einmal „alles“ aus unserem Kopf heraus holen, aufschreiben, erfassen, sortieren. Wenn dann alles in einem verlässlichen System abgelegt ist, verbleibt viel mehr Denkkapazität für wirklich Wichtiges.
    Von daher sehe ich es nicht als Nachteil an, Fakten aber auch Erlebnisse sicher in einem Notizbuch zu verwahren.
    Ich weiß dann immer, wo ich diese Informationen finde, ich muss dafür aber in meinem eigenen Arbeitsspeicher, im Kopf, keinen Raum freihalten.

  6. […] Notizbuch dient meist dem Erinnern und entpuppt sich dabei als verlässlicher Partner. In einer Studie wurde festgestellt, dass Menschen sich den Ort des Gespeicherten leichter merken als das […]

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