Einsamer Rekord! Auf den Artikel über das private Lesejournal haben zehn LeserInnen geantwortet. Eure Kommentare sind sehr wichtig für die Gestaltung des Tagebuch-Dienstags und beleben den Diskurs dazu. Dickes Danke dafür! Weiter so!!!
Die Menschen sind ja bekanntermaßen verschieden. Wo sich der eine mit Grausen abwendet, läuft dem anderen das Wasser im Mund zusammen. Zum Beispiel das Thementagebuch. Die einen bekommen Pickel, wenn ihr Notiz- oder Tagebuch ihnen Vorgaben dazu macht, wo sie was und wie viel davon notieren können. Die anderen schätzen genau das: strukturierende Überschriften und Einteilungen, weil sie dem eigenen Schreiben sowohl Impuls als auch Leitplanke bieten. Wohingegen die mit den Pickeln Orientierungshilfen für eine einzige Zumutung halten, sie würden eher gar nicht schreiben als in vorgegebene Abteilungen.

Das Lesejournal von Leuchtturm 1917, ab 30.11.11 erhältlich bei Torquato (Danke, Hans!) ist für mich so ein Thementagebuch, aber bei weitem nicht das einzige. Im Rahmen des mächtig expandierenden Marktes für Notizbücher fiel mir beim letzten Bummel durch die Papeteriewelt die Moleskine Passions – Linie auf. Auch hier gibt es, wie Leserin Luna wusste, ein spezielles Passions Bücher Journal (s. amazon (Werbelink)) aber auch viele, viele mehr. Für jede Leidenschaft gibt es das passende Buch: Wein-Journal, Rezept-Journal, Garten-Journal, Hunde-Journal, Wellness-Journal, um nur einige zu nennen.

Da ich eher zur Fraktion der Pickel-Bekommer zähle, weil ich bei Vorgaben schnell bockig werde, frage ich mich, wie man a) noch den Überblick über seine vielen passion books behalten soll und b) wie die nächste Erweiterung der passion books aussehen wird: Trennungs- und Scheidungsjournal? Haarfärbe-Journal? Verdauungs-Journal oder das Geld-Journal, in dem ich notiere, was ich eingenommen, ausgegeben, gespart, in Aktien oder Gold investiert habe? Sind passion-books Tagebücher? Ich bin mir unsicher und denke laut: ab wann ist ein Tagebuch ein Tagebuch? Und wo hört es auf, eines zu sein? Habt Ihr griffige Definitionen zur Hand?

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Kategorie: Tagebuch
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6 Antworten
  1. Violet sagt:

    Es gibt da so eine schöne Stelle im Roman „Diary“ von Chuck Palahniuk:

    „Your handwriting. The way you walk. Which china pattern you choose. It’s all giving you away. Everything you do shows your hand. Everything is a self-portrait. Everything is a diary.“

    Ich würde auf jeden Fall sagen, dass diese Themenbücher die Funktion eines Tagebuchs erfüllen. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass sie eine nur sehr begrenzte Perspektive auf das Innenleben des Schreibers bieten. Wenn das genau so gewünscht ist – bitteschön. Ich für meinen Teil kaufe solche „Ausfüllbücher“ nicht, weil ich weiß, dass mir später schon allein die Menge an Zeilen und Seiten, die ich einem Thema gewidmet habe, unschätzbar viel verraten wird.

    Andererseits: Besser „Passion Journal“ als gar kein Journal, nicht wahr? Vielleicht dienen diese Bücher für viele als Einstiegsdroge. ;)

  2. Caro sagt:

    Danke für die Denkanregungen!

    Ich stand schon sooooo oft vor den Passion Journals von Moleskine und hab meinem Freund mal das Film-Journal geschenkt. Soweit ich weiß benutzt er das aber nicht. Ich wäre schon sehr an einem Book-Journal interessiert weil man so ja zentriert alle infos zu den gelesenen Büchern sammeln kann ohne dass man das in seinem Standardnotizbuch suchen muss. Außerdem fänd ich diese Alternative viel besser als sämtliche Onlineangebote. Ich lese etwa 30-50 Bücher im Jahr. Bei der Menge wäre so ein Journal genau das richtige, denke ich.
    Deshalb auch vielen Dank für den Hinweis, dass es die Journals auch von anderen Firmen gibt – und das etwas günstiger. Mich würde natürlich noch interessieren wie genau da die unterschiede sind und welches Qualitativ besser ist. Wäre super wenn mir da jemand ein paar Erfahrungen mitteilen könnte :-)

    PS: Ich würde die Journals nicht als Tagebücher einschätzen. Die Eintragungen erfolgen ja mit unter doch recht unregelmäßig.
    PS2: Ein Handarbeitsjournal fänd ich super *gg*

  3. Christian sagt:

    @Violet: ich habe früher (Schulzeit!) auch öfter mal billige Kalender dazu verwendet, jeden Tag diverse Dinge festzuhalten. Obwohl das Thema „Kalender“ war, wirkt das heute noch beim Lesen wie eine Art Tagebuch. Aber du hast recht, das geht wahrscheinlich nur mir so, einem Außenstehenden sagen die Namen und Zusammenhänge wohl wenig.

    @Caro: da ist was dran. Wenn man alle Notizen zu allen „Themen“ in ein einziges Notizbuch schreibt, dann gibt es am Ende doch wieder eine Art Tagebuch. Aber einzeln gebe ich zu, wird es etwas schwieirg, da man ja in vielen Büchern blättern müsste, um daraus ein Tagebuch zu rekonstruieren.

  4. Julia sagt:

    Also für mich sind diese „Themen-Notizbücher“ nichts.
    Ich hab mein Tagebuch und führe parallel dazu ein „Lese-Tagebuch“, wo ich aber nur schreibe, welches Buch ich wann angefangen und wann ich es beendet habe. Das geschieht in einem extra Notizheft, was auch mit in meinem Roter Faden – Taschenbegleiter liegt.

  5. T-M sagt:

    Ha, endlich bin ich mal einigermaßen pünktlich. ;-)

    Ich denke, die genaue Abgrenzung, was nun noch ein Tagebuch ist, ist sehr schwammig. Ich denke zum Beispiel, bei einem Tagebuch kommt es nicht darauf an, dass es tatsächlich ein Buch ist; es kann auch z. B. eine „Loseblattsammlung“ sein oder auch auf dem Computer geschrieben werden. Auch kommt es für mich nicht darauf an, ob die Eintragungen regelmäßig jeden Tag erfolgen oder nur ein bis zwei mal im Monat. (Ich selbst habe bis vor einigen Monaten fast jeden Tag Tagebuch geführt, aber in letzter Zeit schreibe ich nur noch alle paar Wochen etwas, wenn mir danach ist, dennoch sehe ich es immer noch als Tagebuch.)

    „Thementagebücher“, bei den das Thema von vorne herein festgelegt (und vielleicht sogar schon vorgedruckt) ist, sind in meinen Augen allerdings keine Tagebücher. In einem Tagebuch muss es meiner Meinung nach möglich sein, über alle Themen zu schreiben, die einen gerade interessieren (auch wenn man sich natürlich oft auf diejenigen konzentriert, sie gerade für einen selbst besonders wichtig sind), nicht nur über ein einziges. Man kann darin über Erlebnisse schreiben, über Gedanken oder über das, was man noch vor hat (auch in Form von To-Do-Listen usw., woran man sieht, dass auch der Übergang zum Notizbuch fließend ist). Man kann Dinge einkleben, wie z. B Fahrkarten oder Eintrittskarten. Man kann irgendwelche Zeichnungen reinkritzeln (wenn man denn zeichnen kann, was ich leider nicht kann) oder einfach nur ein paar bunte Striche. Natürlich kann man auch über die Bücher schreiben, die man gerade liest. Irgendwie ist es diese (zumindest potentiell vorhandene) Vielseitigkeit, die eigentliche Tagebücher für mich ausmacht (auch wenn ich zugeben muss, dass ich die Vielseitigkeit nur recht selten wirklich ausnutze).

    Damit will ich diese Themenjournale nicht schlecht machen oder so, es soll jeder, dem danach ist, seine Freude daran haben. Sie fallen nur nicht unter meine Definition von Tagebuch im eigentlichen Sinne.

    Für mich persönlich allerdings wäre so etwas allerdings wohl nichts, ich würde mich gezwungen fühlen, immer etwas über das betreffende Thema zu schreiben (z. B. über jedes Buch, dass ich lese), und dadurch wohl nach ein paar Eintragungen die Lust daran verlieren.

    Wobei ich allerdings einmal versucht habe, Traumtagebuch zu führen, was ja auch kein „richtiges Tagebuch“ ist, sondern wohl auch unter die Thementageücher einzuordnen wäre, um die es hier geht. Das hat aber nur einige Wochen halbwegs funktioniert, vor allem, da ich als Morgenmuffel morgens nach dem Aufstehen nicht unbedingt Lust zum schreiben habe (die kommt meist erst gegen Abend). Außerdem habe ich später, als ich mich damit nochmal auseinandergesetzt habe, festgestellt, dass es für mich irgendwie ein unangenehmes Gefühl ist, schwarz auf weiß zu lesen, was ich für wirres Zeug geträumt habe (warum auch immer). Irgendwann waren die beiden (größtenteils noch leeren) Bücher (billige Chinakladden) so unerträglich für mich geworden, dass ich sie beim Deutschen Tagebucharchiv abgegeben habe (das sie tatsächlich angenommen hat), ohne vorher, wie bei den „richtigen“ Tagebüchern, den Text abzutippen, damit ich auch danach noch darin lesen kann. Sollte ich doch jemals wieder Lust verspüren, da reinzuschauen, werde ich wohl nach Emmendingen fahren müssen, aber so bin ich sie los, und vernichten wollte ich sie nun doch nicht. Und seit ich ein „richtiges“ Tagebuch habe, kann ich, wenn ich doch mal einen Traum habe, der mir „aufschreibenswert“ erscheint, ihn auch darin notieren, denn das ist ja wie schon gesagt recht vielseitig.

    Sorry, ich stelle gerade fest, ich bin mal wieder ein bisschen abgeschweift. Ich neige ja dazu. :-)

  6. Angelika sagt:

    Danke fürs Abschweifen!

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