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Gebote sind dazu da, gebrochen zu werden

Bei so vielen Neuerscheinungen zum Thema lag die Idee wohl in der Luft: 42 Autoren geben mit jeweils zehn Geboten des eigenen Schreibens die Quintessenz ihrer Kunst preis. Von Margaret Atwood über Thomas Glavinic und Sten Nadolny bis Juli Zeh ergeben sich dabei naturgemäß Auffassungsunterschiede; zum Beispiel darüber, ob man das Ende kennen soll oder nicht. Manches Gebot kommt praktisch daher, manches augenzwinkernd, manches stenogrammartig, manches ausführlicher. Die drei am häufigsten genannten Gebote lauten: Immer ein Notizbuch bei sich zu führen; nur das schreiben, was man selbst gerne lesen würde; und: Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden!
Der handliche Band mit der Anmutung des berühmten Moleskine-Notizbuchs lässt hinten, vor den Kurzbiografien der Autoren, Platz für Anmerkungen und eigene Gebote. Hier ein kleines alphabetisch geordnetes Best-of, der Vorgabe gemäß auf zehn begrenzt: „Während du einen Roman schreibst, lies nur Sachbücher und Comics“, „Schreibe nie ein Buch, in dem nicht wenigstens ein Mal gelacht wird“ (beide: Alessandro Baricco). „Schreibe nur über Dinge, die du aus eigener Erfahrung kennst. Menschen, Orte, Beziehungen, Situationen, Atmosphären: Du solltest genau wissen, wohin du deine Figuren mitnehmen willst“ (Andrea de Carlo). „Gib hin und wieder der Versuchung nach. Putze den Küchenboden, hänge die Wäsche auf. Das ist Recherche“ (Roddy Doyle). „Nur schlechte Autoren halten ihr Werk für wirklich gut“ (Anne Enright). „Es gibt keine langweiligen Figuren, aber es gibt langweiliges Erzählen“ (Yiyun Li). „Schluss machen mit dem Gemeinplatz, dass man die Adjektive streichen muss. Es gibt nichts Aufregenderes als ein Adjektiv, das mit einem Substantiv zusammenprallt“ (Véronique Ovaldé). „Vermeide Cliquen, Gangs und Gruppen. Viele Leute um dich herum machen dein Schreiben nicht besser“ (Zadie Smith). „Entwickle nicht deinen Stil, sondern deine Persönlichkeit“ (Peter Stamm).
„Und nun etwas zum Lachen: Es ist furchtbar zu schreiben – nicht zu schreiben ist grauenvoll“ (Jáchym Topol). Das Motto stammt übrigens von Rainald Goetz: „Don’t cry, work!“

Kirstin Breitenfellner in Falter : Wien 8/2012 vom 22.2.2012 (Seite 38)

Zehn Gebote des Schreibens (Werbelink) gibt es bei amazon für knapp 15 EUR.

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Kategorie: Tipps
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Eine Antwort
  1. Angelika sagt:

    das Buch habe ich vor kurzem auch entdeckt, war total begeistert, habe es verschenkt an eine Freundin, die an ihrem ersten Roman schreibt. Sie liiiiiiiiebt dieses Buch.

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