Zugegeben: das Thema ist nicht neu und der Impuls zu diesem Text stammt aus dem August. Wir haben schon September!!! Die Augustausgabe der brandeins fiel mir jedoch erst gestern in die Hände, sie hat das wunderbare Sommerthema „Nichtstun“. Tenor des Heftes: ganz schön schwer, nichts zu tun bzw. nicht das zu tun, was man muss, sondern was man will.

Fängt schon damit an, dass wir frühzeitig verlernen, was wir wollen, was uns beflügelt, was die Augen zum Glänzen bringt. Besser, wir lassen uns die Pflichten diktieren, dann können wir maulen und unser Schicksal bejammern. Müssen wir heute wieder tun, was wir wollen? Nein, zum Glück nicht, der Sommer mit seinen langen planlosen Urlaubstagen ist vorbei, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Es gibt einfach Halt, wenn die Tretmühle wieder mahlt!

Manches Tagebuch weiß von der plötzlichen Panik zu berichten, wenn der Druck von außen wegfällt und plötzlich 24 Stunden unstrukturierter Zeit zu füllen sind. Wer keine Arbeit hat, länger krank ist, wer sein Arbeitsleben hinter sich und – mit Chance – dreißig Jahre Rentnerleben vor sich hat, wer sich ein sabbatical nimmt, in Elternzeit geht oder eine lange Sommerpause macht, fällt aus dem Rhythmus, bei dem sonst jeder mit muss. Wer nicht im Takt der meisten unterwegs ist, wer z.B. am Vormittag den Rasen mäht, mittwochs ins Museum geht oder am Montag im Café frühstückt, schwimmt gegen den Strom der Leistungsträger. Das will ausgehalten sein, das verlangt nach einem stabilen eigenen Takt.

Gut, dass es auch dafür Berater gibt! Die Autoren Kitz und Tusch (z.B. in Die 365-Tage-Freiheit: Ihr Leben ist zu wertvoll, um es mit Arbeit zu verbringen (Werbelink)) haben sich darauf spezialisiert, in ihren Ratgebern, Vorträgen und Workshops Mut zu machen für ein Leben neben der Arbeit.

„Müßiggang braucht einen Plan. Man muss Stück für Stück rausgehen, immen einen Schritt, nicht einfach mit allem brechen – das klappt nicht und macht nur noch frustrierter.“

(Interview brandeins, 08,2012, S. 42)

An dieser Stelle die Empfehlung zum Tagebuchdienstag: wie wäre es mit einer Zeitreise zum eigenen 90. Geburtstag. Du schaust zurück auf dein Leben und stellst zufrieden fest: einverstanden damit, gut hingekriegt! Dann schreibst du auf, auf welche Entscheidungen und Maßnahmen du besonders stolz bist, wofür sich der Aufwand an Zeit und Energie gelohnt haben und was du genau so wieder oder vielleicht im nächsten Leben anders machen würdest.

PS: mein Lieblingsplatz zum Tagebuchschreiben und zum Schreiben überhaupt siehe Foto!


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2 Antworten
  1. rene jasper sagt:

    Hallo, Angelika,

    sehr schön: Die Überschrift erinnert daran, dass es nicht leicht ist, leichter zu leben, oder besser, sie warnt davor, das leichte Leben und die leichten Sinne nicht mit Leichtlebigkeit und Leichtsinnigkeit zu verwechseln.

    Auch das Schreiben eines Tagebuchs ist eine Mußedisziplin, mit der wir unsere Zeit rhythmisieren und strukturieren.
    Leider hat uns, hat mich die Krake Arbeit mit ihren vielen fordernden und ermüdenden Tentakeln am Hals, dass ich kaum weiß, wie ich entrinnen soll.

    Mußevolle Grüße

    Rene

  2. Henrike W sagt:

    Hallo Rene,
    wie sehr du doch Recht hast. Es ist tatsächlich eine Mußedisziplin ein Tagebuch zu schreiben und auch die Metapher mit dem Kraken und seinen Tentakeln ist sehr schön gewählt. Auch wenn ich glaube, dass man ihr sehr wohl entrinnen kann (,wobei ich das ja sowieso nicht beurteilen kann, da ich keine Ahnung von deiner Arbeit besitze). Oder du hast es nur noch nicht probiert und darum glaubst du es nicht. Aber vielleicht ist es meinerseits auch nur ein Experiment eines auf Gesundung Hoffenden, falls du verstehst was ich meine.
    Schöne Grüße and now goodbye
    Henrike W.

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