Die Debatte um den kleinen Unterschied schlägt wieder hohe Wellen. Sind Männer sexistisch? Sind Frauen immer Opfer? Passen die Klischees, mit denen in den Medien hantiert wird, noch zur Realität? Sind sie schlimmer als die Realität?

Ich würde ja gerne mal wissen, wie Geschlecht und Tagebuch zusammenhängen. Kennt jemand Statistiken dazu? Wie hoch ist der Prozentsatz an Frauen die zumindest gelegentlich ein Tagebuch führen? Wie hoch der Männeranteil? Unterscheiden sich die Tagebücher von Frauen und von Männern? Wenn ja, wie?
Vor einigen Jahren kursierte eine Belustigungs-Mail mit 2 Anhängen: „Ihr Tagebuch“ und „Sein Tagebuch“. SIE schreibt zwei Seiten lang über ihren Kummer: wie wenig er von sich preis gibt, wie abwesend er wirkt, über ihre Überraschung, wie nah sie sich im Bett waren, darüber, was er wohl denkt und ob es eine andere gibt usw. usf. ER schreibt einen einzigen Satz: „Heute hat Bayern München verloren, aber wir hatten prima Sex.“

Haha. Sieht so die Tagebuchwelt von Mann und Frau aus?

In der Literatur zum Genderaspekt gibt es beim Therapeutischen Schreiben derzeit noch zu wenige Studien, die zu diesem Thema relevante Aussagen treffen können. Eine Studie kann z.B. nachweisen, dass Männer tendenziell gesundheitlich mehr vom Schreiben haben als Frauen (Smyth 1998), während eine andere Untersuchung belegt, dass vor allem Frauen vom Schreiben profitieren (Chen 2005), und – jetzt verschwurbelt der Erkenntniswert der Ergebnisse endgültig – : die Wissenschaft hat festgestellt, dass sich bei einer Studie mit 48 männlichen und 46 weiblichen Studentinnen gar keine Wirksamkeitsunterschiede durch das Schreiben zeigten (Epstein et al, 2005).

Wir verlassen also etwas ratlos die wissenschaftliche Literatur und eröffnen den Diskurs unter den Blog-Leserinnen und –Lesern: Macht sich der berühmte kleine Unterschied beim Tagebuchschreiben bemerkbar? Wenn ja, wie? Was denkt Ihr? Was wisst Ihr? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

Zwei Impressionen von der Paperworld 2013 als Anregung für Eure Kommentare

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4 Antworten
  1. Udogi-Sela sagt:

    Auf deine Frage: „Macht sich der berühmte kleine Unterschied beim Tagebuchschreiben bemerkbar?“ antworte ich: Keine Ahnung! Ich kenne keine Tagebücher von Frauen.

    Obwohl, doch: ich besitze das „Das Buch der Tagebücher“, ausgewählt von Rainer Wieland, darin stehen Tagebucheinträge von Männern und Frauen. Aber ich könnte jetzt nicht spontan sagen, ob es besondere Unterschiede gibt. Ich müsste also noch mal genauer hinschauen, bzw. hinlesen. Wenn’s denn welche gibt, können sie also nicht so groß sein. Vielleicht liegt es auch daran, dass in den Einträgen nicht besonders auf das jeweils andere Geschlecht eingegangen wird.

    Mir fällt jetzt doch ein Eintrag in diesem Buch ein, ich weiß nicht von wem er war; da schreibt ein Mann in zwei Sätzen, dass er seine Frau geschlagen hat und dass es ihm leid tut. Eine geschlagene Frau hätte sich vielleicht auf drei Seiten darüber ausgelassen, aber sicher bin ich mir da auch nicht.
    (Ein verprügelter Mann würde möglicherweise auch seitenweise lamentieren.)

    Ich stelle aber immer wieder fest, dass sich Gedanken während des Niederschreibens völlig verändern können. Manchmal steht etwas völlig anderes da, als man vor der Niederschrift des Satzes gedacht hat. Das wird bei Männern und Frauen gleichermaßen vorkommen.

    In meiner Ratlosigkeit bestätige ich die von dir aufgeführten wissenschaftlichen sowohl-als-auch-Ergebnisse…

    Ich glaube aber ganz sicher, dass mehr Frauen als Männer Tagebuch schreiben.

  2. Ina sagt:

    Ich müsste deine Sowohl-als-Auch-Ergebnisse auch bestätigen. Ich glaube kaum, dass mein Freundes- und Bekanntenkreis (von allen Tagebuchschreibern bin ich da die einzige Frau und ich komme sehr viel länger hin mit einer Kladde als die Männer, die allesamt eine kleinere Handschrift als ich haben, also vermutlich mehr schreiben oder reinmalen oder so was) repräsentativ genannt werden kann.

    Ina

  3. Angelika sagt:

    Danke für Eure Kommentare. Für weitere Hypothesen dazu gibt es hoffentlich bald mal eine Diplomarbeit oder Dissertation. Dann wissen wir mehr!

  4. T-M sagt:

    Hm, eine Interessante Frage. Aber leider unmöglich zu beantworten, wenn man nicht die Tagebücher vieler Personen gelesen und verglichen hat, und wer hat das schon?

    Es ist aber trotzdem natürlich eine interessante Fragestellung.

    Ich ging ursprünglich ja davon aus, dass es (außer mir) fast keine Männer gibt, die Tagebuch schreiben. Mittlerweile nehme ich aber an, dass es durchaus einige gibt, sie reden wohl nur nicht unbedingt darüber. ;-)

    Von mir selbst weiß ich, dass als ich Ende 2010 angefangen hatte zu schreiben, ein Buch mit 200 Seiten A6 in 14 Tagen voll hatte. Heute reicht mir das für mehrere Monate. Allerdings schreibe ich, wenn schreibe, genau so viel, aber nicht mehr ganz so oft: Statt 2 mal am Tag vielleicht 2 mal in der Woche. Das liegt aber wiederum an diversen Dingen, die sich in meinem Leben zwischenzeitlich (eher zum positiven) geändert haben.

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