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Aktuell empfehlenswert sind zwei Hefte, die dem Schreiben an und für sich jeweils ausführlich Raum bieten.
Psychologie Heute, Juli 2014, ein Text von Birgit Schreiber mit dem Titel „Schreiben entlastet die Seele“.

Sie zitiert berühmte Persönlichkeiten (Doris Dörrie: „Das Schreiben ist für mich ein Schutzraum“) ebenso wie Wissenschaftler und Psychotherapeuten, die zwar nach wie vor keine validen Studienergebnisse liefern können, aber interessante Aussagen treffen (Psychologin Johanna Vedral: „Schreiben wirkt manchmal wie eine lebenverbessernde Droge“) und beschreibt Beispiele aus der Praxis. Auf sechs Seiten gelingt es ihr, einen lebendigen Eindruck über die Möglichkeiten und Grenzen des selbsttherapeutischen Schreibens zu vermitteln.

Ganz anders – aber nicht weniger gelungen – die Anleitung im Heft Flow, Ausgabe 3, 2014, von Mirjam Windrich, die ein (analoges) Schreibseminar zum Selbermachen entwickelt hat. 
„Achtsame Selbstreflexion“ ist der Titel des Textes, der nur kurz die Prinzipien der Mindfulness-Analyse streift und dann praktisch wird. Und zwar praktisch im Sinne von Flow: ein appetitlich gestaltetes Schreibheft zum Herausnehmen, das für 30 Tage Schreiben reicht. Woche 1 behandelt Fragen zu aktuellen Situation, Woche 2 den Blick nach innen, Woche 3 die Entdeckung der Möglichkeiten und Woche 4 die konkreten Schritte, die zu tun sind.

Warum nicht die Sommerpause für ein Schreibexperiment nutzen?!

Und hier noch ein Special für alle, die finden, dass Tagebuchschreiben nix für Männer, geschweige denn für Leistungsträger in unserer Gesellschaft ist: Und ewig lacht das Tagebuch.
Sollte Jogi Löw am 13. Juli auf dem Zenit seiner Laufbahn stehen, steht uns der Siegeszug des Tagebuchs bevor. Gerade für Menschen in Führungspositionen ist das Tagebuchführen DAS Mittel der Wahl, um emotionale Intelligenz, soziale Kompetenz und das Gespür für sich und andere zu fördern. Interessant vor allem die Platzierung des Artikels: im Sportteil und nicht nur bei Literatur und Gesellschaft!

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Bei moleskinerie.com bin ich auf den Artikel Why Pen and Paper Journalling are Essential in Your Life von Boon Yew Chew gestoßen. Boon Yew Chew ist CTO von getitwithme.com/, einer Seite, bei der man sich zu einer Gruppe zusammenschließen kann, um Dinge gemeinsam zu kaufen.
In seinem Artikel schreibt er, warum schriftliche Notizen (und damit sicher auch Notizbücher) unerlässlich sind – auch (oder gerade) in Zeiten von Blogs, Twitter und sozialen Netzwerken. Dazu hat er folgende schöne Grafik erstellt:

Wie viele von uns Notizbuchfans kann er sich nicht vorstellen, ohne Schriftlichkeit, ohne Papier, ohne Stift auszukommen:

I find that it’s almost impossible to do anything without penning down my thoughts in a physical diary or journal of some sort. I now have about four ongoing journals I keep notes on, and I didn’t think it was necessary to put everything down, but now I do

Die wirkliche Kernarbeit erledigt er analog. Die Vorteile dieser Vorgehensweise liegen auf der Hand: Notizbücher sind immer verfügbar, d.h. man braucht keinen Computer und keinen Strom. Alle Notizen sind erst einmal privat und geschützt, jeder geistige Versuch – wie misslungen er auch sein mag – bleibt auch privat, bis man sich in der Schale nach außen bewegt und die Idee sukzessive in das digitale Universum überführt. Dort wandert es von privaten Medien hin zu hypervernetzten Diensten wie Twitter. Je weiter außen auf dieser Sphäre man sich befindet, desto öffentlicher wird man.

Sicher kennen wir alle das Gefühl, dass uns eine Idee „befällt“ und wir den Drang haben, diese sofort festzuhalten. Wer will da schon erst seinen Computer hochfahren? Selbst eine Notiz in ein Handy ist begrenzt. Dann doch lieber kreativ und in einem Gedankensturm den Einfall niederschreiben, ungeordnet, wie er einem gerade in den Sinn kommt. Dann assoziiert man weiter, schreibt und zeichnet und am Ende hat man ein paar Seiten vollgekritzelt und wundert sich vielleicht über sich selbst.
Selbst wenn man später die Idee verwirft oder selbst unsinnig findet: der Moment des Niederschreibens bleibt als Hochgefühl zurück.

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