Tag-Archiv für » Chatwin «

Im umfangreichen Artikel Ist notiert! berichtet die FAZ über die Geschichte von Moleskine und über Chatwins Geschichte. Als die ersten Moleskine 1997 erschienen, sah die Welt noch anders aus:

[…] Wer etwas auf sich hielt, führte einen Timer von Filofax oder noch besser: einen dieser sündhaft teuren elektronischen Terminkalender. […] In diese schöne neue Dotcom-Welt schien Moleskine mit seinem Großvater-Produkt so wenig zu passen wie in Buchhandlungen. […]

Das hielt das Produkt „Notizbuch“ und speziell die Marke Moleskine nicht davon ab, in den Folgejahren ein Renner zu werden. Dass die Geschichte von Moleskine bzw. von Chatwin nicht ganz wahr ist, wird auch erwähnt und hat den Erfolg nicht verhindert:

[…] Nur dass es „das wahre Moleskine“ wohl ebenso wenig gab wie den Schreibwarenladen in der Rue de l’Ancienne Comédie, dessen Verkäuferin verkündet haben soll: „Le vrai moleskine n’est pas plus!“ (Das echte Moleskine gibt es nicht mehr) und die Manufaktur in Tours, jedenfalls außerhalb von Chatwins literarischer Welt. […]

Dann kommt ein langes Nachdenken darüber, wieso Notizbücher erfolgreich sind und wie dieser Erfolg im Falle Moleskine aussieht. Aber die Konkurrenz schläft nicht:

[…] In deutschen Schreibwarenläden jedenfalls droht ein neuer Hersteller Moleskine den Rang abzulaufen: Leuchtturm 1917, aus dem schleswig-holsteinischen Geesthacht. […]

Leser des Blogs wissen das natürlich und wissen auch, dass die Notizbuchwelt deutlich größer ist, auch in Deuthschland. Die letzten Abschnitte des Artikels drehen sich dann um die Frau von Chatwin, die noch einige Fragen zu ihrem Mann beantwortet. Sie nutzt wohl auch Moleskine, hat aber nix davon, dass der Familienname von Moleskine genutzt wird:

[…] Es sei schön, dass es diese Kladden wieder gebe, aber sie seien viel zu teuer. Freiexemplare oder Rabatt hat Elizabeth Chatwin von Moleskine nie bekommen. Ihre Stimme klingt belustigt, als sie das erzählt, böse sei sie der Firma nicht. Vor kurzem habe sie allerdings in einem Schreibwarenladen, sie wisse gar nicht mehr, wo genau, Notizbücher gesehen, die ganz ähnlich aussahen, von einer deutschen Firma […]

Ein schöner Artikel, empfehle ich zur Lektüre.

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Kategorie: Moleskine  Tags: ,

Moleskine wirbt damit, dass Bruce Chatwin und Hemingway ähnliche Notizbücher wie die von Moleskine genutzt haben, aber die Geschichte ist nicht ganz wahr. Angeblich hat Chatwin seine Notizbücher in einer Papeterie in der Rue de l’Ancienne-Comédie in Paris gekauft. Dort wurden angeblich Bücher eines Lieferanten aus Tours verkauft. Beide gibt es heute anscheinend nicht mehr.

Im Wikipedia Artikel zu Bruce Chatwin heißt es:

[…] Bruce Chatwin verwendete auf seinen zahlreichen Reisen stets Notizbücher, die er als „carnets moleskines“ bezeichnete. Noch heute wird diese Tatsache werbewirksam vermarktet. Chatwin wird dahingehend zitiert, dass das Verlieren seines Reisepasses eine Trivialität sei, gegenüber dem katastrophalen Verlust seiner Notizbücher: „To lose a passport was the least of one’s worries: to lose a notebook was a catastrophe.“ […]

Chatwins Notizbücher sind uns aber erhalten geblieben. Sie befinden sich in der Bodleian Library der University of Oxford. Wer die Bücher anschauen möchte und dafür nicht nach Oxford will, kann sich einige Fotos und Notizbücher auch im Buch Bruce Chatwin. Photographs and Notebooks (Werbelink) anschauen, das nur noch antiquarisch erhältlich ist.

Warum erzähle ich euch das alles? Weil ich vor einiger Zeit eine interessante Anfrage bekommen habe und zwar von einem Sammler, der anonym bleiben möchte. Er schrieb:

[…] Ich bin auf der Suche nach einem Original Notizbuch wie es Chatwin hatte. Es sollte nachweislich vom gleichen Notizbuchhersteller stammen, von dem auch Chatwin eingekauft hat. Ich biete 300 US$ für ein solches Buch (am liebsten unbeschrieben) und 100 US$ Finderlohn, wenn ein Tipp zu einem Kauf führt. Ich möchte gerne mal einen originalen „carnet moleskine“ Einband sehen und fühlen […]

Ich denke, das Preisgeld kann sich sehen lassen und habe versprochen, ihm zu helfen. Hier nun also der Artikel um seine Anfrage öffentlich zu machen. Kann einer von euch mir helfen? Ihr könnt den Link auf den Artikel verteilen, den zugehörigen Tweet retweeten und selbst Artikel in euren Blogs zu diesem Artikel schreiben. Ich werde die Anfrage auch noch an andere Blogs mailen, damit die uns ebenfalls bei der Suche helfen. Es dürfte schwierig werden, aber wozu hat man denn das Internet?

Der Kontakt zum Sammler soll über mich laufen. Meine E-Mail Adresse findet ihr im Impressum. Ich werde dann von der Suche und den damit verbundenen Abenteuern berichten.

Danke für eure Unterstützung!

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In brandeins gab es letzte Jahr eine Geschichte zur Geschichte der kleinen Moleskine Notizbücher: Das ungeschriebene Buch. Dort wird erzählt, wie die Firma Modo&Modo in Mailand mit einer erfundenen Geschichte ein perfektes Marketing betrieb und die Marke „Moleskine“ innerhalb von zehn Jahren zu einem weltweiten Bestseller machte. Maria Sebregondi, eine Mitarbeiterin von Modo&Modo recherchierte in Paris, fand aber keine Bestätigung für die Geschichte. Chatwin hatte zwar viele schwarze Notizbücher beschrieben, aber:

Sie suchte nach der von Chatwin beschriebenen Papeterie in der Rue de l’Ancienne Comédie. In Bibliotheken recherchierte sie nach Quellen über das legendäre Moleskine. Und sie rief in Tours an, um den ursprünglichen Lieferanten aufzutreiben. Sie fand – rein gar nichts. Keinen einzigen Anhaltspunkt, dass es jemals ein Notizbuch gegeben hatte, welches bei den Franzosen „carnet moleskine“ hieß; keinen Eintrag im Handelsregister; keine unter dem Namen Moleskine eingetragene Marke

Nachdem Sie aber herausfand, dass andere Berühmtheiten ebenfalls wie Chatwin Notizbücher geführt hatte,

… kam [ihr] der Gedanke, dass es vielleicht unerheblich sei, ob Chatwins Beschreibung den historischen Tatsachen entsprach. Wichtiger waren die Geschichte und die Verknüpfung mit den berühmten Namen, um aus einem alltäglichen Notizbuch ein begehrenswertes Produkt zu machen.

So war die Marketingidee geboren und das Büchlein trat seinen Siegeszug an. Mittlerweile hat die Marke so viele Anhänger, dass diese Community sogar die Marke gegen Anfeindungen verteidigt – ohne dass der Hersteller selbst aktiv werden muss.

Der Artikel Das ungeschriebene Buch bei brandeins ist unbedingt lesenswert und ein Muss für Moleskine Fans.

Ein Moleskine-Fan Blog gibt es unter http://www.moleskinerie.com/. Wer den Text von brandeins lieber hören als lesen will, findet bei audible.de eine kostenpflichtige Audiovariante.

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