Tag-Archiv für » Poesie «

(Anmerkung von Christian: den Artikel hat Angelika schon Ende Juli geschrieben, aber ich habe ihn erst jetzt ins Blog bringen können. Entschuldigt!).

Stau auf der A24. Nichts geht mehr. Die Menschen steigen aus, vertreten sich die Beine. Sie erleichtern sich in den Büschen, sie zücken ihre Mobiltelefone und Smartphones. Alle sitzen wir auf dem Asphalt fest, natürlich ohne zu wissen, warum und wie lange. Irgendwann lege ich mein Handy zur Seite und greife mir mein Notizbuch. Dann schreibe ich mir eben den Stau schön!

Ich zähle die Wolkenschichten, die wie von Bühnenbildnern gestaltet auf der Himmelsbühne ihre Bahnen ziehen. Vor den Schichten graue Schleierquallen, begleitet von weißen Schafen. Dahinter lichtblaues Strahlen ohne Anfang und ohne Ende. Ein unterhaltsames Spektakel, kostenlos inszeniert für ein gleichgültiges Publikum.

Meine Gedanken wandern: was wäre, wenn… ? Also was wäre, wenn alle ihre elektronischen Spielzeuge zur Seite legten und ihr Heft oder Buch zückten? Was wäre, wenn in den Autos und auf den Leitplanken die Gedanken, so kraus sie auch wären, zu Papier flössen? Was wäre, wenn sich über die A24 zwischen Grande und Witzhave ein Hauch von Poesie legte? Ein kollektives Staunen über die Geschehnisse auf der Himmelsbühne, ein Ahnen oder Sehnen, ein Erwachen oder Innehalten? Ein kurzer Moment von Glückseligkeit auf der A24? Was wäre, wenn…

[…] “Der Kölner Verkehrspsychologe Gerd Pfeiffer plädiert deshalb dafür, Autofahrer gezielt darin zu schulen, sich mit dem Ohnmachtserlebnis Stau zu arrangieren“ […]

(SZ, 30.7.2011)

Wer es noch nicht gemerkt hat: dieser Beitrag war eine Schulung in 
Staubewältigung …

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Über den Artikel Teaching Creative Writing with Programming fand ich das Projekt Hundred Thousand Billion Poems, das bereits 1961 publiziert wurde! Wikipedia schreibt:

[…] Raymond Queneau’s Hundred Thousand Billion Poems or One hundred million million poems (original French title: Cent mille milliards de poèmes), published in 1961 (see 1961 in poetry), is a set of ten sonnets. They are printed on card with each line on a separated strip, like a heads-bodies-and-legs book[clarification needed]. As all ten sonnets have not just the same rhyme scheme but the same rhyme sounds, any lines from a sonnet can be combined with any from the nine others, so that there are 1014 (= 100,000,000,000,000) different poems. It would take some 200,000,000 years to read them all, even reading twenty-four hours a day. […]

Es ist also ein Buch, das aus vielen Schnipsel besteht, die man alle miteinander kombinieren kann, indem man unterschiedliche Schnipselseiten aufschlägt. Verrückte Idee. Bilder findet ihr bei flickr

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