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Manche tun es, manche reden nur darüber und viele hängen im Niemandsland dazwischen. Dort im Niemandsland, wo die Hoffnung mit der Enttäuschung und die Energie mit der Lethargie tanzt – und wenn sie nicht gestorben sind, tanzen sie noch immer. Wovon rede ich eigentlich? Von Ewigen Projekten.
Den Begriff habe nicht ich mir ausgedacht sondern die Damen und Herren von der ZEIT. Auf der Onlineplattform werden LeserInnen aufgerufen, ihre Ewigen Projekte vorzustellen: „Haben Sie auch so ein Projekt, das Sie seit Jahren begleitet und von dem Sie mittlerweile ahnen, dass Sie es nie beenden werden? Von dem Sie mittlerweile vielleicht gar nicht mehr wollen, dass es je zum Ende kommt, weil es Ihnen ein liebgewonnener Begleiter geworden ist oder seine ganz eigene Dynamik und Schönheit entwickelt hat? Dann erzählen Sie uns davon – und zwar jetzt gleich!“ (ZEIT):
Da kommen recht wunderliche Projekte zum Vorschein. Patchworkhäkeldecken, die nicht fertig werden, der ultimative Spickzettel für Englisch-Tests in der Schule bis hin zu Wortneuschöpfungen, die das Thema Aufschieben in ein anderes Licht rücken wollen: Das Morgensagen, Zeitverlegen, Alibihandeln uvm. Besonders beeindruckend fand ich das Ewige Projekt des Fotografen Frederik Busch:

[…] In den 24 Jahren, die ich mein visuelles Tagebuch nun führe, habe ich rund 20 Aktenordner mit Tausenden von Farb- und Schwarz-Weiß-Negativen gefüllt. Ich habe das Tagebuch-Projekt irgendwann „das kleine Glück“ getauft. Bis heute fotografiere ich analog, mit Kleinbild- und Mittelformat-Kameras. Regelmäßig lege ich neue Ordner an und sortiere um, mal nach Jahren, mal nach Themen. […]

Was er mit seinen Bildern macht, können Menschen, die über Jahre hinweg Tagebuch führen, unterstreichen (ich jedenfalls ☺), weil die Übersetzung des eigenen Lebens in Bild oder Wort in späteren Zeiten beglückend ist:

[…] „Wenn es mir nicht gut geht oder ich an mir selbst zweifle und mich zu verlieren drohe, dann hilft es mir, mich über meine Negative zu beugen. Meistens bekomme ich schnell wieder ein Gefühl für mich selbst und denke: Du solltest stolz auf dich sein. Selbst wenn ich nie ein Buch publiziere: Mein ganzes Leben steckt in diesem Archiv. Ich kann meine Freunde und mich selbst jederzeit wiederfinden. Und das ist ein großes Glück.“ […]

(Frederik Busch)

Dazu passt ein Zitat des berühmten Diaristen Victor Klemperer (1881-1960):

[…] „Nur Leben sammeln. Immer sammeln. Eindrücke, Lektüre, Gesehenes, alles. Und nicht fragen wozu und warum. Ob ein Buch daraus wird oder Memoiren oder gar nichts, ob es in meinem Gedächtnis haftet oder verdirbt wie eine schlechte photographische Platte. Nicht fragen, nur sammeln.“ […]

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I think letter-writing is a casualty of that same impulse. We spend so much time reading and writing fractured pieces of our experience that we forget to tell our story in the broad strokes of a diary or letter.

Dieses Zitat stammt aus Jason Boogs Artikel auf Mediabistro über die Bedeutung handschriftlicher Briefe. Sein Fazit: Handschriftliche Briefe sind nach wie vor wichtig, da sie uns dazu zwingen, zusammenhängende Texte zu schreiben und uns nicht nur auf Textfragmente und chat-ähnliche Texthappen zu konzentrieren. Bei diesem Argument stimme ich ihm zwar zu, doch es reicht meiner Meinung nach längst nicht aus, um die Bedeutung handschriftlicher Briefe wirklich zu beschreiben.

Briefe: Zeichen von Wertschätzung und Zeit

Wie Christian in einem früheren Artikel bereits schrieb, gibt es immer mehr Projekte und Bewegungen, die den Wert handschriftlicher Briefe neu entdecken und verbreiten. Aus meiner Sicht ist das kein Wunder zeigt ein handgeschriebener Brief in der heute schnelllebigen, von E-Mail, WhatsApp und Messengern dominierten Zeit doch, dass sich ein Mensch Zeit genommen hat, um mir zu schreiben und seine Gedanken in Worte zu fassen.

Wenn es sich dabei nicht gerade um einen Drohbrief handelt, kommt dadurch ein hohes Maß an Wertschätzung und Respekt zum Ausdruck. Qualitäten, die zeitlos und nach wie vor unendlich wertvoll sind. Doch der Wert handschriftlicher Briefe reicht noch weiter, denn bei vielen Menschen beobachte ich, dass das oft fast schon verlernte Schreiben von Hand eine erstaunlich emotionale Reaktion auslöst, Kreativität freisetzt und Gedanken ermöglicht, die bisher zurückgehalten und blockiert waren.

So bequem und komfortabel Tippen auch sein mag, echte Leidenschaft lässt sich oft am besten ausdrücken, wenn eine Feder über hochwertiges Papier gleitet, die Hand den angenehmen Widerstand spürt und das Ohr die leisen Geräusche der Feder auf dem Papier wahrnimmt. Die eigenen, zu Worten gewordenen Gedanken Realität werden zu sehen und die Tinte beim Trockenen zu beobachten hat etwas meditatives, das zur Entschleunigung und zur Achtsamkeit zwingt und bisher unbewusste Gedanken und Emotionen freisetzt. Nicht nur im Coaching sind handschriftliche Briefe – oder auch das Führen eines handschriftlichen Tagebuches – hervorragende Werkzeuge, um sich in Ruhe mit sich selbst oder anderen Menschen auseinanderzusetzen.

Für mich ist das Schreiben von Briefen daher ein wertvolles Ritual und ganz und gar kein anachronistischer Zeitvertreib. und für Euch?

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Geschmackvolle Lektüre heißt der Artikel bei ZEIT Online, der das Sandwich Book vorstellt. Im ZEIT Magazin der aktuellen Print-Ausgabe findet man das Buch ebenfalls erwähnt. Der Designer Pawel Piotrowski schreibt auf seiner Webseite zu dem Buchdesign lapidar:

[…] I’m looking for publisher, anybody can help? […]

Irgendwie erinnert mich die Idee etwas an das Cloudbook von nuuna / brandbook, nur dass es hier nicht um Wolkenbilder, sondern um Bilder von Essen geht. Teilweise ist das Papier in Form und Farbe auch so gehalten, dass es an Salatblätter, Ei oder Zwiebeln erinnert. Hersteller hergehört: wer von euch möchte Verleger für das Buchkonzept werden? Das Buch lässt den Schreiber nicht nur kreativ werden, sondern könnte auch ganz einfach als Rezeptebuch dienen.
Es wäre ja nicht das erster Mal, dass jemand über das Notizbuchblog einen Verlegerfür ein Buchprojekt findet: Eine Anekdote des Notizbuchblogs.

Sandwhich Notizbuch

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Notizbücher sind Luxus oder vielmehr die Zeit, die man mit dem handschriftlichen Erfassen von Gedanken, Ideen, Träumen und Wünschen zubringt. Auf der paperworld wäre ich beinahe an Stand von Dieter Hauser vorbeigelaufen, der auf Messe Zeit in Dosen beworben hat. Man kann das ja durchaus doppeldeutig lesen: „Dosen“ im Sinne von „Dosierung“ oder „Dosen“ im Sinne von „Metallbehältern“. Und hier ist letzteres gemeint:

[…] Zum Ende des Jahres 2007 entwickelten wir in meiner Design-Agentur für unsere Kunden die alljährliche Weihnachtsaktion, diesmal unter dem Namen „ZEIT IN DOSEN®“, welchen ich mir vorsorglich als Marke eintragen ließ. Mir wurde klar, dass die Wertschätzung der Zeit mittlerweile (oder vielleicht schon immer?) wohl fast in der ganzen Gesellschaft einen ähnlichen Stellenwert hat wie für mich selbst. In Presse-Berichten las ich, man solle doch mal etwas von seiner Zeit verschenken anstatt irgendwelche Verlegenheits-Geschenke zu kaufen. […] Es war mir wichtig, dass die Beschenkten – sofern sie es denn wollen – die Dose weiter verwenden können, z. B. als Tee- oder Kaffee-Dose. […] Zum Gesamt- Konzept gehört auch, dass die sehr zeitintensive Konfektionierung des Artikels nicht einfach billig im fernen Osten stattfinden kann. […] So entstand die Zusammenarbeit mit Lebenshilfe-Werke Trier, wo alles in Handarbeit fertig gestellt wird. […]

Die Idee kann man mehrfach zum Spenden von Zeit nutzen: entwederman verschenkt einen „Gutschein“, um jemandem Zeit zu schenken, etwa für einen entschleunigenden Spaziergang. Und zum zweiten könnte man einen handgeschriebenen Brief in die Dose packen, dessen Erstellung Zeit kostet und dem Beschenkten damit entsprechende Wertschätzung zeigt. Eine verrückte Idee, aber sehr sympathisch. Die Bezugsquellen könnt ihr im Internet abfragen.
„Zeit in Dosen“-Dosen gibt es auch bei amazon (Werbelink) für knapp 12 EUR.

Hier noch ein paar Fotos aus der Werkstatt, die mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden. Und Überraschung: unter den Fotos, am Ende des Artikels, gibt es noch eine Verlosung!


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Mit freundlicher Genehmigung © Dieter Hauser, „Zeit in Dosen“


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Mit freundlicher Genehmigung © Dieter Hauser, „Zeit in Dosen“


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Mit freundlicher Genehmigung © Dieter Hauser, „Zeit in Dosen“

Herr Hauser hat mir für eine erste Verlosung eine Dose zugesagt. Die Teilnahmebedingungen sind wie immer denkbar einfach:

  1. Die Verlosung startet 10.02.2011 und endet am 13.02.2011 um 18 h
  2. Wer teilnehmen möchte, muss hier einen Kommentar mit einer gültigen E-Mail Adresse hinterlassen (wird nicht angezeigt und nur für die Verlosung verwendet). Es wäre schön, wenn ihr schreiben würdet, in welcher Form ihr am liebsten Zeit schenkt.
  3. Am Ende werden alle Kommentare durchnummeriert und der Gewinner per Zufallsgenerator ermittelt
  4. Ich schreibe den Gewinner dann an und erfrage die Postanschrift. Diese gebe ich dann an „Zeit in Dosen“ weiter, über die der Versand erfolgt.
  5. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

Bin gespannt auf eure „Zeitgeschenk“-Anregungen!

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