Wir nutzen unsere Notizbücher alle auf völlig verschiedene Weise. Ob man nun irgendwelche Regeln befolgt oder künstlerisch aktiv ist, spielt keine Rolle. Einige werden sicher auch längere Texte schreiben, etwa in Tagebuchform oder als Dokumentation von Erlebtem. Schreiben hilft.

Nachdenken, ohne sich Notizen zu machen, ist bei weitem nicht so wirkungsvoll, da Ihre Gedanken sonst oft unsortiert und unkoordiniert bleiben. Durch das Aufschreiben werden Ihre Gedanken und Ideen konkret und überschaubar. Sie können sie durch das Aufschreiben jederzeit neu sortieren, überprüfen, bearbeiten und weiterentwickeln. Außerdem sichern Sie durch das Aufschreiben Ihre Gedanken – es kann nichts verloren gehen

Das sagt Ralf Senftleben in seinem Artikel Schriftliches Nachdenken. Er beschreibt darin, wie Schriftlichkeit uns hilft, uns selbst und unsere Gedanken zu strukturieren. Dabei wird durch das Wortwerden der Gedanken das Nachdenken unterstützt. Die Visualisierung des Gedachten in Worten lässt den roten Faden und Assoziationsketten sichtbar werden.


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Schon neun Jahre alt, aber immer noch aktuell ist der Artikel Das Ordnen der Gedanken beim Schreiben (Welt Online). Dort wird bemängelt, dass gerade Schüler das Schreiben nie richtig lernen. Das Sammeln und Niederschreiben von Fakten wird zur reinen Nutztat und ist von der Leidenschaft weit entfernt.

Erst in der schriftlichen Niederlegung erschließt sich der Sinn, wird das Gedachte überprüfbar. Doch unsere Schüler schreiben zu wenig. Nicht erst in den letzten Schuljahren, wo sie im Grundkurs einmal pro Semester und im Leistungskurs zweimal schriftlich gefordert werden, sondern auch in all den Jahren davor. Kein Wunder, dass die Hochschullehrer, die wirklich noch die Arbeiten ihrer Studenten lesen, klagen, dass es meist an allem mangelt: Gliederung, Sprache, Grammatik. Wie lernt man schreiben? Durch Übung. Am besten täglich, mindestens aber wöchentlich.

Schreiben bildet, keine Frage. Und wie ich bereits in Sonntagsidee 3: Wortwolken dargelegt haben, kann es auch den sprachlichen Ausdruck verbessern und den aktiven Wortschatz erweitern.

Dass Schreiben wirkt, merke ich an vielen Stellen. Wenn man vor lauter Kleinaufgaben nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht, hilft eine schnelle Liste der Aufgaben im Notizbuch. Alleine das Niederschreiben macht die Aufgaben greifbar und nimmt ihrer Menge den Schrecken. Psychologisch hilfreich, wenn man die Aufgaben auch noch zeitnah im Buch bildlich abhaken kann. Oder: wenn man ein Buch liest, das in einem bestimmten Stil oder mit einem bestimmen Sprachniveau geschrieben ist, tendiert man beim Schreiben zu einem ähnlichen Stil – durch das Schreiben in einem Stil kommt bei häufigem Schreiben dann noch dazu, dass man sich dabei ertappt, wie man sprachlich entsprechende Stilelemente nutzt. Das Schreiben wirkt sich direkt auf das Denken und Reden aus. Je nach Literatur ist die Auswirkung auch durchaus positiv.
Zuguterletzt hilft das Schreiben beim Nichtvergessen und Erinnern: eine niedergeschriebene Idee geht nicht verloren und kann später wiederaufgenommen und ggf. verändert und erweitert werden. Und ohne mein Notizbuch wäre auch das Notizbuchblog nie entstanden – dort habe ich die ersten Themen gesammelt und mir Gedanken darüber gemacht, was wohl die Inhalte sein könnten.

Wo hilft euch Schriftlichkeit?

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Kategorie: Allgemein
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8 Antworten
  1. Um deine Frage zu beantworten: Bei Allem!!
    Ich mache immer Notizen, egal ob ich ein (Fach)Buch lese oder eine Website aufsetze oder sonst ein Projekt bearbeite. Ohne Notizen geht garnix.

    Ich habe es allerdings auch noch in der Schule gelernt, mit zu schreiben. Bei uns hieß es in allen Fächern bspw. „Bücher sind Arbeitsmaterialien“.
    In klausuren waren die eigenen Notizen oft das einzige zugelassene Hilfsmittel. Wohlgemerkt Notizen, keine ausführlichen Ausarbeitungen.

    Ich glaube, daß das Verschwinden der Notiz aus dem Alltag etwas mit dem, für mich allgemeinen, Trend weg vom Konkreten zu tun hat.
    Wir wollen es lieber schwammig und mögen es nicht mit harten, kantigen und unbequemen Fakten konfrontiert zu werden. Da kann man sich nicht mehr so einfach aus einer Situation rauswinden.
    Eine Notiz legt fest. Das hast du an diesem Datum bei diesem Anlaß gesagt. Punktum.

    Ich sehe das immer wieder in meinem Fachbereich, dem Bogenbau und Bogensport. Da gibt es soviele bequeme „Gewissheiten“, die einer Überprüfung nicht standhalten. Aber, die Leute, die einfach mal nachmessen und Tabellen aufstellen und Fakten liefern, werden oft nicht anerkannt. Sie sind unbequem.

    Michael
    *der sich gerade eine Notiz macht, daß er darüber einen Artikel schreiben wird*

  2. […] Notizbuchblog.de » Blog Archive » Schriftlichkeit hilft […]

  3. […] Notizbuchblog.de » Blog Archive » Schriftlichkeit hilft http://www.notizbuchblog.de/2009/08/19/schriftlichkeit-hilft – cached page #Atom 0.3 Notizbuchblog.de RSS Feed Notizbuchblog.de » Schriftlichkeit hilft Kommentar Feed Notizbuchblog.de 15 Ideen zur Nutzung von Notizbüchern — From the page […]

  4. Jakob sagt:

    Einfache Antwort: In der Uni. Bei vielen verschiedenen Vorlesungen hilft es einem seine Gedanken zu sortieren und den Überblick zu behalten.

    Zu dem führe ich noch ein Tagebuch in Papierform.

  5. Markus sagt:

    Ich sehe das genau so wie Michael, absolut! Just kurz vorm Lesen die Notiz gemacht, das ich endlich die Steuererklärung für 08 fertig mache! Sowas hilft. Und Tagebuch schreiben ist eh der Hit! Macht Spaß und das Lesen in weiter Zukunft bestimmt auch wieder! :-)

  6. wortmeer sagt:

    Mir hilft das Schreiben bei sehr vielem:

    denken, fühlen, klären, erinnern, entwickeln, spielen, lachen, amüsieren, ausprobieren, zurück gehen, nach vorne gehen, schenken, lächeln, weinen, spiegeln, fragen, antworten finden, suchen, gehen, fantasieren, kommunizieren, spekulieren, arbeiten, leben…

    …und grüßen
    wortmeer

  7. […] dass sich der Autor nicht auf die reine Darstellung des Angebots beschränkt, sondern wie z. B. in “Schriftlichkeit hilft” weit über den Notizbuchrand hinausschaut. Fazit: […]

  8. […] dass sich der Autor nicht auf die reine Darstellung des Angebots beschränkt, sondern wie z. B. in "Schriftlichkeit hilft" weit über den Notizbuchrand hinausschaut. Fazit: […]

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