Schon Altvater Goethe hatte zwei Seelen in seiner Brust. Ich habe mindestens zwei, häufig noch mehr. Sie wollen sich absolut nicht einigen. Jede Seele hat ihren eigenen Kopf und verweigert ihre Mitarbeit, weil zu wild, zu erschöpft, zu sensibel oder zu dynamisch für den Vorschlag der anderen. Der reinste Hühnerhaufen!
Die Dialogtechnik im Tagebuch kann – mit Chance! – zu einer neuen Ordnung in diesem Durcheinander sorgen. Sagen wir, ein Mensch plant den Winterurlaub und ist völlig uneins mit sich, wo es hin gehen soll.
Er gibt den Seelen in seiner Brust einen Namen und lässt sie mit ihren Befindlichkeiten und Anliegen zu Wort kommen. Es gäbe den schlappen Kater, der nichts anderes will als auf dem warmen Ofen zu liegen, daneben die Marathonläuferin, immer auf der Suche nach dem Adrenalin-Rausch, dritter im Bund ist der Buchhalter mit spitzem Stift und emotionslosen Pro- und Contra-Listen.
Dann kann es losgehen. Ein Spieler nach dem anderen darf aus seiner / ihrer Sicht die Bedürfnisse darlegen, darf ausufernd seine Sehnsüchte und Bedenken ausbreiten. Es wird nicht aufgerechnet: du hast aber letztes Jahr… Es wird nicht abgewertet: du mit deinem Aktionismus …, alle kommen dran, alle haben ihren Raum.
Und dann?
Ob es zum Kompromiss kommt, ob eine Seele sich durchsetzt oder ob Vertagung bzw. Vernachtung durch „Drüber schlafen“ zu einer guten Entscheidung führt, ist persönlichkeits- und typabhängig. Mir nützt es bereits, die Damen und Herren im Inneren zu Wort kommen zu lassen, damit sich eine Entscheidung heraus schälen kann.
Falls jemand von euch damit experimentiert oder bereits Erfahrungen gemacht hat, immer her damit! Lasst sie uns austauschen!
Ähnlichkeiten mit dem Konzept des „Inneren Teams“ nach Friedemann Schulz von Thun sind übrigens nicht zufällig
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