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Neulich blieb ich im aktuellen Magazin des Stern „Gesund leben“ an den Gedanken von Prof. Harald Walach, mit dem Titel „Zähneputzen fürs Gehirn“, hängen.
Er wundert sich, warum wir so viel Zeit auf die Körperhygiene verwenden, unseren Geist aber verlottern lassen. Wir würden wie im Mittelalter stinkend und mit fauligem mentalem Gebiss unterwegs sein, dabei wäre Gedankenhygiene ebenso sinnvoll wie machbar.
Ich wundere mich mit ihm und stimme ihm zu: bestenfalls ein wenig Puder aufsprühen, ein paar Tropfen Eau de BrainGym aber keine ernsthafte Hirnhygiene – so behandeln wir unser bestes, zumindest sehr kostbares, Stück. Wie die meisten Menschen habe auch ich keine tägliche Routine für den Kopf. Nur dann, wenn die Zeit reicht, kümmere ich mich bewusst um meinen Geist. So eine Art Badetag am Sonnabend, oder die gelegentliche Kurpackung. Aber tägliche Mentalhygiene? Soll ich jetzt auch noch das Gedankenzwischenraumbürstchen für meine Gehirnzellen benutzen? Dann komme ich morgens gar nicht mehr aus dem Haus oder abends gar nicht mehr ins Bett. Wir sollten, so verstehe ich den Professor, jeden Morgen unsere Gedankenwelt reinigen, pflegen und schützen und abends die Wahrnehmungs- und Erlebnisreste aus den Gedächtnisregionen schrubben, um Fäulnisprozesse zu verhindern. Tipps dafür gibt es an jeder Ecke, Buchläden und Zeitschriften sind voll davon.

Ich bin hin und her gerissen. Recht hat der Professor, sagt mein vernünftiger Kopf, ich bin keine Selbstoptimierungsmaschine, sagt mein rebellisches Selbst. Oder, – da leuchtet ein Hoffnungslämpchen in mir auf- , oder könnte ich einfach das Tagebuchschreiben zur ausreichenden Gedankenhygiene erklären? Dann wäre ich jetzt fein raus. Ich würde die Nase rümpfen über die müffelnden Nicht-Schreiber, die nicht einmal gelegentlich ihren Seelenhaushalt aufräumen oder die Fenster putzen. Dann würde es jetzt Zeit werden für die unter euch, die nur über Notizbücher lesen oder sie besitzen aber nicht für gedankenhygienische Zwecke benutzen: ein bisschen sauber muss schon sein!

Noch sind wir im Januar, noch ist Platz für einen guten Vorsatz.

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