Archiv für » September 17th, 2013«

Leser Wolfgang schickte mir über Facebook den Link zum Artikel Platz für Gedanken, mit dem anziehenden Untertitel: „Drei besondere Publikationen zeigen, was ein Buch sein kann“. Ich hatte erwartet, dass im Artikel Bücher zum Thema Notizbücher vorgestellt werden, aber letzlich geht es um die Notizbücher von Suhrkamp.
Das alleine wäre nicht unbedingt einen Beitrag wert gewesen, aber ich fand die philosophischen Betrachtungen dazu, was Notizbücher sind und wie das Schreiben in Bücher aus einem Universum von Möglichkeiten auswählt, sehr anregend. Unter anderem heißt es in dem Artikel:

[…] Das leere Buch ist die Bedingung der Möglichkeit jedes geschriebenen Buches – von der Kochrezeptsammlung bis zur Weltformel. In dem Moment, wo der Aufschrieb in das Notizbuch beginnt, schränken sich auch seine Potenziale sukzessive – geschriebener Buchstabe für Buchstabe – immer mehr ein, doch noch alles andere zu sein und werden zu können als das, was es gerade werden soll. Doch das Anschreiben gegen diese Leere hat eine doppelte Konsequenz: Mit dem Füllen der Seiten stiftet man Ordnung und Struktur, indem man aus den unendlichen Möglichkeiten eine auswählt. […]

Schöner Gedanke. Und beachtet: Ihr helft also alle mit, Ordnung und Struktur in die Welt zu bringen. Na, wenn das mal kein Anspruch ist.

Und ich denke, gerade am Dienstag, der im Notizbuchblog stets dem Thema Tagebuch gehört, bekommt euer Tagebuchschreiben vor dem Hintergrunds der Gedanken im Artikel einen besonderen Stellenwert: alle eure Tagebücher sind in Borges‘ Bibliothek schon geschrieben und damit irgendwie auch unser aller Leben. Die Leute, die kein Tagebuch schreiben, deren Leben ist auch noch nicht geschrieben. Zumindest nicht in der „Bibliothek von Babel“.

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