Archiv für » Oktober 16th, 2012«

notcot ist immer wieder Quell ungewöhnlicher Notizbuchentdeckungen. Meine neueste Entdeckung ist das Scratch Travel Journal:

[…] Combining the functionality of a travel planner, a checklist, a diary, an international translator, and an interactive map, this kit is the ultimate travel companion. Ideal for the person in your life who always seems to be jetting off on their next adventure, this compact journal allows them to plan their trip and record every experience along their journey in their own words. Plus, they’ll be able to keep track of their travels with the set handsome scratch-off-where-you’ve-been maps of every continent. Travelers can scratch off the towns, cities, and landmarks they’ve visited to reveal adventurous pops of color. […] Materials: 100% recycled paper label stock – 9″ L x 6.5″ W; 64 pages […]

Ein ungewöhnlicher Notizsammelumschlag, der bei uncommongoods fast 28 USD kostet.


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Zur Abwechslung eine Filmempfehlung für die Freundinnen und Freunde des regelmäßigen Tagebuchschreibens: Die Wand.

Die Protagonistin (unfassbar gut: Martina Gedeck) sitzt allein in einer Jagdhütte in den Bergen und schreibt auf, was sie erlebt, was sie bewegt, wie sie lebt, wie sie überlebt. Bei Kerzenlicht führt sie den Bleistiftstumpen über die Rückseiten beschriebenen Papiers. Ihre Zeilen drängeln sich auf den Seiten, Platz ist knapp. Eine Katze schnurrt, der Ofen bollert. Sie spricht mit keinem Menschen, mit niemandem ist sie am Chatten, Smsen, Twittern oder Telefonieren. Klingt nach Klausur oder Auszeit. Ist aber Endzeit.
Aus dem Radio rauscht es. Die Sendestationen sind verwaist. Keiner mehr da. Nur noch die einsame Schreiberin in der Hütte, deren Leben hinter Glas stattfindet. In der Verfilmung des Romans von Marlene Haushofer, „Die Wand“, ist sie die vermutlich einzige Überlebende nach einer nicht näher beschriebenen Katastrophe. Allein, allein, allein. Doch irgendwie geht das Leben weiter. Was ihr bleibt, sind ein paar Tiere, mit denen sie zusammenlebt (Hund, Katze, Kuh), die sie tötet (Wild), die sie zu zähmen sucht (weiße Krähe). Was ihr außerdem bleibt: harte tägliche Arbeit für Nahrung, Wärme, Schutz und: das Schreiben!

„Ich schreibe nicht aus Freude am Schreiben; es hat sich eben so für mich ergeben, daß ich schreiben muß, wenn ich nicht den Verstand verlieren will“

notiert sie in ihr Heft. Die Zeilen sind auch gesprochen am Beginn des Trailers zu hören.

Hier zwangsläufig die Brücke zum Tagebuch. Auch ohne Endzeit, Jagdhütte und gläserne Wand kennen Tagebuchschreiber dieses Gefühl. Sie schreiben, weil sie müssen, weil der Druck von innen so hoch ist, dass die einfache Bewegung des Stiftführens und Worteaufpapierwerfens dazu beiträgt, den Verstand zu behalten bzw. ihn wieder zu finden.
Wer solche Situationen kennt, wird diesen Film lieben, wird das Buch fressen und wie Franz Kafka dazu stehen, dass es Zeiten gibt, in denen das Tagebuch einfach unverzichtbar ist: „Gott will nicht, dass ich Tagebuch schreibe, ich aber, ich muss“, notierte Franz Kafka vor ca. 100 Jahren in sein Tagebuch.

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