Archiv für » Mai 13th, 2014«

[…] „13.46 Uhr. Der Atem fließt träge, die Halsmuskeln muckeln. Der Kopf scheint sein Gewicht minütlich zu verdoppeln. Die Finger tasten zögerlich über die Tastatur. Sie warten auf Befehle, die nicht kommen. Die Befehlszentrale liegt im Mittagskoma. Schultern wandern zu den Ohren. Kiefermuskeln mahlen. Hie und da ein flüchtiger Gedanke. An Kaffee. An weite Sprünge über grünes Land. Zurück in den Raum. Zurück hinter offene Augen vor geschlossenen Vorhängen. Es atmet wieder. Der Motor springt an, die ersten Impulse tickern in die Finger, die den Tanz erneut aufnehmen. Warm klopfen sie auf die Mulden des Alphabets. Das Tief zieht ab.“ […]

(ava beim Versuch des Körpertagebuchschreibens …)

Schon mal ein Körpertagebuch geführt? Menschen mit körperlichen Einschränkungen (Diabetes, chronische Schmerzen, Übergewicht …) kennen das Tagebuch als Pflichtprogramm während einer Behandlung. Manchmal sind Zahlen in Tabellen einzutragen, manchmal Kreuze zu machen, manchmal auch Sätze zu Befindlichkeiten hinzuschreiben. Das meine ich hier aber nicht, sondern eher ein literarisches Körpertagebuch. Ende des letzten Jahres habe ich bereits das Winter Journal von Paul Auster angepriesen (Winterjournal (Werbelink)), in dem der Autor seine Lebensgeschichte anhand seiner körperlichen Empfindungen erzählt.

Jetzt im April erschien auf Deutsch der Roman Der Körper meines Lebens (Werbelink) von Daniel Pennac, in dem die Hauptfigur ein Tagebuch führt, und – ähnlich wie im Winter Journal – von ihrem körperlichen Erleben ausgeht.

„Die Geschichte eines Körpers – erzählt von seinem Inhaber Ein Leben wird erzählt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nur die Perspektive ist eine besondere: Der Körper selbst mit seinen Reaktionen und Veränderungen ist hier Stichwortgeber für die Geschichte eines langen, bewegten und erfüllten Lebens. Ein Roman in Tagebuchform. »Ich will nie wieder Angst haben.« Dies ist der feste Vorsatz des Erzählers in Daniel Pennacs neuem Roman, der in Frankreich sofort bei Erscheinen die Bestsellerliste stürmte und sich dort für Monate festsetzte.“

Viel Vergnügen beim Körpertagebuch-Lesen oder Schreiben!

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