Archiv für » Dezember 20th, 2011«

Zum Jahresende möchte ich gern bedeutsam werden. Ein letzter Text muss schließlich Gehalt haben und Rückblick und Ausblick und natürlich Relevanz für die Leserinnen und Leser des Notizbuchblogs. Oder ist etwa schon alles gesagt für dieses Jahr?
Da kommt eine Idee gesegelt, besser gesagt auf einem Schlitten, gezogen von Ponys, was eine dramatische Fehlentscheidung war. Ich greife voraus und gleichzeitig zurück: im Jahr 2012 jährt sich zum 100. Mal das tragische Ende der Robert Falcon Scott-Expedition zum südlichsten Punkt der Erde. Er und seine Leute lieferten sich ein Wettrennen mit den Norwegern um den ersten Platz am Südpol. Erster! Das alte Spiel. Leider verloren. Angeblich wegen der Ponys und der Motorschlitten. Roald Amundsen, der Rivale, der auf Schlittenhunde und Kleidung aus Rentierfellen gesetzt hatte, hisst am 14. Dezember 1911 die norwegische Flagge. Der Brite R.F.Scott erreicht den Ort erst 35 Tage später und überlebt – zusammen mit seiner Mannschaft – die Rückreise nicht. Am 29. März 1912 schreibt er in sein Tagebuch: „Letzter Eintrag. Um Gottes willen – sorgt für unsere Hinterbliebenen!“

Auf meinem Weihnachtswunschzettel steht das Buch Letzte Fahrt: Kapitän Scotts Tagebuch – Tragödie am Südpol. 1910-1912 (Werbelink) von Robert Falcon Scott. Er schreibt seine Einträge unter Bedingungen, die wir uns in der warmen Stube, den Stift in der gut durchbluteten Hand, den heißen Kaffeebecher auf dem Tisch, nur schwer vorstellen können. Robert F. Scott ist ein Tagebuchschreiber, von dem ich mir für mein Schreiben und Leben viel verspreche. Der Kommentar in der NZZ, vom 27.11.11 (laut amazon) macht jedenfalls neugierig darauf: „Bis heute hat wohl kein Autor vermocht, die Tragik des Scheiterns emotional besser in Worte zu kleiden als der literarisch hoch begabte Expeditionsleiter selbst.“ Wenn man schon scheitern muss, was ja gelegentlich vorkommt, wenn auch nicht so endgültig wie bei Scott, dann gerne mit der Fähigkeit, die eigene Tragik in literarisch ansprechende Form zu kleiden. Oder seht Ihr das anders?!

Ich verabschiede mich für dieses Jahr mit dem Ausblick, zu Beginn des neuen Jahres von dem Buch zu berichten und Erkenntnisse für Diaristen (= Tagebuchschreiber) daraus abzuleiten, vorausgesetzt es liegt unter dem Tannenbaum, sonst könnte es noch etwas dauern …
Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein fröhliches Fest, ruhige Tage zwischen den Jahren – mit viel Muse zum Tagebuch schreiben – und eine erfolgreiche Expedition in und durch das Jahr 2012!

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