Als Blogger freut man sich stets über Rezensionsexemplare, und an Notizbüchern, über die ich schreiben kann, fehlte es mir noch nie. Stifte, geschweige denn Füller sind sehr selten dabei. Bereits Anfang Mai meldete sich Lamy bei mir und fragt, ob ich einen Lamy 2000 testen wolle, genaugenommen einen Lamy 2000! Ich kam also etwa Mitte Mai in den Genuss, einen Lamy 2000 Füller auszuprobieren:

[…] Füllhalter aus Edelstahl, samtmattiert. Mit Kolbenfüllsystem für LAMY Tinte T 51 und T 52. Mit platinveredelter 14-Karat-Goldfeder, handgeschliffen. […]

Ich suchte mir F (= Fein) als Federstärke aus, damit ich einen Vergleich mit meinem Faber Castell Füller habe, der die gleiche Stärke hat. 50 ml blaue Lamy Tinte waren im Päckchen dabei.

Der Lamy 2000 wurde vom Bauhaus-Designer Gerd A. Müller entworfen, über den es auf der Lamy Seite heißt:

[…] Er prägt mit seinem funktionalen, reduzierten Design die zukünftig unverwechselbare Formensprache der Lamy-Schreibgeräte und das mit großem Erfolg: Keine andere Schreibgerätemarke wurde häufiger mit bedeutenden nationalen und internationalen Designpreisen ausgezeichnet als Lamy. Bis heute werden in Heidelberg alle Schreibgeräte nach dem Bauhaus Leitsatz „Form follows function“ produziert. […]

Der Füller ist wirklich eine Schönheit. Das fängt bei der tief versenkten Feder an und hört bei dem schnörkellosen Clip auf. Ich gebe zu, das ist mein erster Kolbenfüller, aber ich kenne den Mechanismus zum Auffüllen immer als aufwendige Prozedur. Beim Lamy 2000 gibt es ein kaum sichtbares drehbares Endteil, mit dem man den Kolbenmechanismus betätigen kann. Die nahtlose Verarbeitung erinnert an die technische Präzision von Apple Geräten. Ich habe den Füller nun seit gut vier Wochen im Dauereinsatz und er fühlt sich an wie beim Auspacken: kein Wackeln des Clips, kein Wackeln der Verschlusskappe. Da ich – wenn ich nicht gerade zu Hause längere Einträge schreibe – im Büro viele kleine Notizen mache, muss ich die Kappe häufig auf abnehmen und aufsetzen. Bei meinem Faber Castell Füller hat das zu einer wackeligen Kappe geführt, die fast schon von selbst runterrutscht. Bei diesem Füller hier ist bis jetzt kein Wackeln festzustellen.
Soweit ich gelesen habe, wurde der Edelstahlfüller in Heidelberg handgefertigt. Falls ihr Sorgen habt, dass man Fingerabdrücke auf dem Metall sieht: bis jetzt habe ich nichts davon bemerkt. Und habt ihr doch mal das Bedürfnis, ihn zu polieren, gehört ein entsprechendes Tuch zum Lieferumfang.
Der Füller hat eine angenehme Schwere, aber das mag Geschmackssache sein. Er sieht elegant aus und nicht so bauchig wie andere Kolbenfüller.
Eine Sache hat mich etwas gestört: es gab zwei oder drei Mal die Situation, dass ich ihn aus der Kappe nahm und sich an der Feder sehr viel Tinte gesammelt hatte (s. letztes Bild unten). Besonders unangenehm war dann aber, dass ich das nicht immer bemerkte und ihn zurücksteckte und beim nächsten Rausziehen der Füller an der Grifffläche mit Tinte verschmiert war und ich ihn reinigen musste. Die überschüssige Tinte kann man zwar einfach mit einem Taschentuch aufsaugen, aber eigentlich sollte das erst gar nicht passieren, oder? Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich den Füller nicht richtig „bedient“ habe oder ob es auf das häufige Rein und Raus zurückzuführen ist.
Sehr, sehr begeistert hat mich aber die Tatsache, dass der Füller nie eingetrocknet ist. Mein Faber Castell hat schon mal nach einem oder nach zwei Tagen (manchmal war es auch nach einer Nacht) eine kleine Reinigung benötigt, damit man wieder schreiben konnte. Er ist dauernd eingetrocknet. Der Lamy 2000 ist immer sofort mit einem perfekten Tintenfluss einsatzbereit. Da ich wie gesagt häufig und spontan Notizen machen muss, ist das für mich eine sehr wichtige Füllereigenschaft.

Wer sich also einen edlen Füller leisten will, dem seit der Lamy 2000 für ca. 260 EUR empfohlen. Letzten Endes ist es auch „nur ein Füller, der schreibt“, aber einer, bei dem man förmlich darauf wartet, endlich wieder damit schreiben zu dürfen.

Ihr versteht sicher, dass ich diesen Füller nicht verlose. Trotzdem würde mich interessieren, ob einer von euch einen Lamy 2000 besitzt und welche Erfahrungen ihr damit gesammelt habt? Und ich würde gerne wissen, ob jemand mein Problem mit der vielen Tinte kennt bzw. mir einen Tipp geben kann.


© mit freundlicher Genehmigung, Lamy


© mit freundlicher Genehmigung, Lamy


Eigenes Foto

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15 Antworten
  1. Karsten sagt:

    Ich hab einen normalen Lamy 2000 und schreib damit seit vielen Jahren. Deinen Testbericht kann ich gut auf mein Alt-Gerät beziehen: Auch das Problem, dass die gut sitzende Kappe Tinte zieht und dabei manchmal der Handgriff einfärbt.
    Zum Eintrocknen der Tinte kann ich sagen, dass das meiner Erfahrung nach an der Tinte liegt. Probleme hatte ich bislang aber nur bei schwarzer Tinte. Es liegt an den Farbpigmenten. Ich benutze deshalb schwarz-blaue Tinte von MontBlanc.

  2. Stephan sagt:

    Ich habe den normalen Lamy 2000. Das Problem mit der Tinte tritt auch bei mir immer wieder mal auf.

  3. Mari Mahoni sagt:

    Schade, dass du ihn nicht verlost ;-) Ich habe ihn auch schon im Laden gesehen und bin begeistert. Ich liebe Füller, kann aber mit keinem Schreiben, weil ich die sehr weit vorne anfasse, um gut schreiben zu können, was bei den meisten nicht geht. Die versenkte Feder ist optimal für mich.. Leider hab ich das Geld dafür nicht. Aber er ist schon ein Schmuckstück!

  4. Marita sagt:

    Diesen Füller (oder einen sehr ähnlichen) muss es in der Vergangenheit schon mal gegeben haben. Als ich Kind war, hatte meine Mutter einen sehr ähnlich aussehenden Füller, allerdings in weinrot. Ich fand den damals schon sehr schön und mir gefällt auch der Lamy 2000.

    Obwohl ich im Schreibwarenhandel aufgewachsen bin, würde ich nicht so viel Geld für einen Füller ausgeben. Ich brauche das einfach nicht. Und obwohl ich sehr designaffin bin, ist für mich bei Schreibgeräten das Schreibgefühl wichtiger als die Form. Ich habe zwei Lamy Safari und bin damit happy. Hauptsache ich kann damit gut schreiben, der Rest ist für mich zweitrangig.

    Gruß
    Marita

  5. Michael sagt:

    Das mit der Tinte passiert wenn sich Luft im Tintentank ausdehnt ,also z.Bsp.wenn sich der Füller
    übermäßig erwärmt(lag er in der Sonne) oder der Luftdruck sinkt (ich nehme mal an du bist nicht gerade mit dem Büro geflogen).Normalerweise nimmt der Tintenleiter über so eine Art Lamellen dann die zusätzliche Tinte auf.Der 2000er hat solche Lamellen auch am innenliegenden Tintenleiter, allerdings war deren
    Kappazität anschenend erschöpft. Du sagst du hat den Stift 4 Wochen im Einsatz. Falls du in der Zeit nicht nachgefüllt hast ist der Tintentank inzwischen ziemlich leer, und durch deine Handwärme dehnt sich viel Luft aus und drückt etwas Tinte vorne heraus.
    Lösung: Nachfüllen => weniger Luft im Tintentank

  6. Lisa sagt:

    Der Lamy-Füller ist ein toller Blickfang – allerdings finde ich die so tief versenkte Feder optisch gewöhnungebedürftig.

    @ Mari Mahoni:

    Ich habe das gleiche Problem und war lange auf der Suche nach einem Füller, der keine so lange Feder hat, sodass ich ihn gut halten kann.
    Fündig geworden bin ich bei Parker – ich habe den Parker Urban und er schreibt draumhaft. Kostet auch nur ca. 30 € und gibt es in tollen Designs.
    Noch günstiger ist der Parker Vector – knapp 10 € und super alltagstauglich.

    Viele Grüße,
    Lisa

  7. Judith sagt:

    Das Probelm mit der Tinte hatte ich bei meinem schwarzen Lamy 2000 auch am Anfang: Sobald der Tintenstand niedriger war (etwa 1/4 Füllmenge) sammelte sich vorne die Tinte.. Ich habe ihn eingeschickt, der großartige Lamy-Service hat sich darum gekümmert, seitdem läuft nichts mehr aus – selbst heute bei 36 Grad und niedrigem Tintenstand nicht.

  8. Karina sagt:

    Hallo,
    eine Freundin von mir hat den gleichen – und den auch noch rezensiert. Vielleicht ist das ein etwas anderer Blickwinkel und Du kannst dann Deine Erfahrungen mit ihren vergleichen: http://www.papier-tinte-schrift.textloft.de/lamy-2000-ganzmetall/ (Ich hoffe, es ist erlaubt zu verlinken????)
    Grüße
    Karina

  9. Fabienne sagt:

    Hallo,
    auch ich verwende seit einigen Jahren einen Lamy 2000 (die Makrolon Version), allerdings mit extrafeiner Feder, mit dem ich durchschnittlich, berufsbedingt, über 1000 Worte/Tag zu Papier bringe. Auch trage ich den Füller ständig mit mir, wobei er hin und wieder abrupten Bewegungen und Stößen ausgesetzt ist. Meiner Erfahrung nach, tritt das Problem mit der austretenden Tinte nur auf, wenn der Füllhalter ruppig bewegt wird, vorzugsweise mit der Feder nach unten lagernd – selbst dann ist der Austritt bei meinem Gerät allerdings nicht annähernd so ausgeprägt, wie auf dem Foto in Ihrem Artikel. Von allein hat mein Füller das noch nie getan. Vielleicht ist meiner ein Glücksfall? Von einer gewissen qualitativen Streuung wird ja hin und wieder in entsprechenden Foren berichtet. Lamy scheint 2000er Besitzer sehr zuvorkommend zu behandeln, vielleicht lohnt ein Einschicken in solchem Fall.
    Ein Bekannter hatte das Problem übrigens ebenfalls, allerdings mit einem anderen Füller mit gewindeloser Steckkappe. Wir konnten es irgendwann auf seine Gewohnheit zurückführen, die Kappe sehr schnell vom Füller zu ziehen/zu reißen, damit also einen impulshaften Unterdruck im Luftraum um die Feder aufzubauen, der die Tinte regelrecht heraus sog. Seit er das nicht mehr tut, die Kappe also behutsamer abzieht, ist das Problem stark eingedämmt. Gerade besonders dicht schließende Kappen, welche die Feder besser vor Austrocknung bewahren, begünstigen leider diesen Nebeneffekt.
    Liebe Grüße, Fabienne

  10. Christian sagt:

    @Fabienne: danke für deine ausführliche Rückmeldung. Ich habe meinen Lamy täglich mit viel „Kappe abziehen“ im Einsatz. Ich konnte das Phänomen eindämmen, wenn ich den Füller nicht ganz mit Tinte fülle und nicht zu warm werden lasse (etwa in der Hand)

  11. Jörn sagt:

    Ich verwende auch die Makrolon Version mit einer extrafeinen Feder jetzt seit circa einem halben Jahr für meine täglichen Mitschriften in der Uni und in der Zeit ist bei mir vielleicht erst drei Mal Tinte ausgetreten. Meistens, wennn der Tintenstand schon etwas geringer war. Beim Lamy Safari hatte ich aber die selben Probleme. Wahrscheinlich also ein allgemeines Problem von Füllern.

  12. Reinhard Markworth sagt:

    Hallo, ich habe nicht alle Beuträge gelesen und mein Tip ist vielleicht nicht neu.
    Flüssigkeiten sind inkompressibel und Tinte reagiert auf Erwärmung gnadenlos mit Ausdehnen. Ist der Tintentank also voll, muss die nun überschüssige Tinte irgendwo hin und trittt nach vorn über die Feder aus.
    Nach dem Füllen sollten 2-3 Tropfen Tinte aus dem Tank zurück ins Glas gedrückt werden. Den Füller wenden und Luft ansaugen. Im Tank befindet sich nun ein Luftauge, das für Druckausgleich sorgen sollte.
    Allerdings setzt auch hier die Physik Grenzen. 100%-Lösungen gibt es wohl nicht.
    Beste Grüße
    Reinhard

  13. Karl sagt:

    Hallo, ich habe, ich habe die schwarze Kunststoffversion mit dem Unterteil aus Edelstahl, und das seit vielen Jahren und war bisher immer sehr zufrieden damit. Jetzt hat sich während des Schreibens plötzlich die Feder gelöst und rutscht bei jedem Aufsetzen des Füllers ein ganzes Stück nach innen. Auf Anfrage im Fachgeschäft, was eine Reparatur kosten würde, wurde mir ein Preis von 120,-€ genannt. Für 70 € mehr bekomme ich schon einen neuen, bei dem aber nach etlichen Jahren vielleicht das gleiche Prob. auftritt.
    Gekauft habe ich den Füller Mitte der 80er Jahre, glaube aber nicht, dass ich damals wesentlich mehr als 100,- DM bezahlt habe. Als Student hatte ich das Geld gar nicht. Vielleicht erinnert sich ja noch einer an die damaligen Peise.
    Eigentlich ist es schade um diesen schönen Füller, aber ich glaube, ich werde ihn weder reparieren lassen noch mir einen neuen kaufen. Mein Lamy Safari macht zwar nicht so viel her, liegt aber sehr gut in der Hand und macht das Schreiben angenehm – und das für nur 10% des Preises eines Lamy 2000

  14. Jörn sagt:

    Hallo,

    ich habe den Füller in Makrolon-Version geschenkt bekommen und ein Problem, das vielleicht keines ist:
    Nach dem Aufzuehen der Tinte wird das Endstück im Uhrzeigersinn zugedreht. Bloß hält das Zudrehen bei mir nicht und wenn ich kräftig dagegen kommen würde, dreht sich das Endstück ganz leicht wieder auf, was im Gesamten nicht dramatisch ist, aber nich gerade doll aussieht. Hat jemand einen Tipp?

  15. Immo Lünzer sagt:

    Seit 50 Jahren bin ich Fan von diesem superschönen Füller mit dem ich schon als Schüler seit 1966 schreiben durfte (& mich damals schon wie ein Avantgardist fühlte).
    Der Füller wurde einmal erneuert – Kuli und ‚Bleistift‘ habe ich noch aus dieser Zeit – plus Kuli in Holz.

    Ich hoffe sehr, dass LAMY zum 50. Jubiläum ein Sondermodell heraus bringt: z. B. einen Holzfüller.

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