Noch im Dezember hatte ich in Verblöden uns Computer die Frage gestellt, ob es sowas wie digitale Demenz gibt und einen Artikel verlinkt.Nun gab es Anfang Januar in Spiegel Online den Artikel Computer und Gehirn: Der Mythos von der digitalen Demenz, in dem das potenzielle Phänomen der digitalen Demenz wieder angezweifelt wird.

[…] „Das (digitale) Abspeichern von Daten, die man sich sonst merken müsste, erleichtert das Lernen neuer Informationen“, schreiben die Forscher im Fachblatt „Psychological Science“. Wie ein digitaler Besen schafft der digitale Speichervorgang Raum für neuen Stoff im Oberstübchen. […]

Nun könnte man spontan meinen, dass es egal sein sollte, ob man die Dinge digital oder analog auslagert, und tatsächlich argumentiert so ein Forscher aus Bielefeld:

[…] Auch der Psychologe Hans Markowitsch von der Universität Bielefeld empfiehlt, Dinge, die man nicht akut parat haben muss, getrost externen Speicherorten anzuvertrauen. An eine besondere Qualität der uns ständig umgebenen digitalen Speichermöglichkeiten glaubt er allerdings nicht. Den gleichen Effekt hätte man „natürlich auch mit Notizblock oder Kreidetafel gefunden“, sagt er. […]

Aber die amerikanischen Forscher sagen, dem ist nicht so. Warum? Weil das Gehirn sich auf das Speichermedium verlassen können muss, bzw. auf die spontane Verfügbarkeit des Gemerkten.

[…] In weiteren Experimenten konnten sie zeigen, dass der Auslagerungseffekt nur dann funktioniert, wenn das Gehirn sich auf den externen Speicher auch verlassen kann. […]

Nun kann man sich fragen, wieso das digital besser funktionieren soll, als analog? Es stimmt, ich habe auch öfter ein Smartphone dabei als ein Notizbuch, aber für meine „akuten“ Gedanken ist das kein Problem. Für große Mengen an Daten, die man in mehreren Notizbüchern verteilt hat, ist eine digitale Speicherform wahrscheinlich wegen des einfachen Suchens womöglich besser geeignet, weil das Gehirn sie als „verlässlicher“, weil spontan und einfach auffindbar, einstuft. Was meint ihr?

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2 Antworten
  1. tina sagt:

    Um ehrlich zu sein glaube ich das fast nicht, daß das Gehirn die digitale Auslagerung für verläßlicher hält. Ich nutze zwar auch ständig mein Smartphone um irgendwelche Sachen nachzuschlagen – sobald es aber um etwas früher mal gelerntes geht ist mir ein Nachblättern in meinen mit der Hand selbstgeschriebenen Unterlagen lieber. Einerseits erinnere ich mich tlw. nicht an den genauen Namen von Dingen und kann dann nicht danach suchen bzw das Suchen wird zur mühsamen Aktion wenn man keinen Namen sondern nur eine vage Erinnerung an ein Konzept hat (evtl gar nur an ca den Zeitraum zu dem man das gelernt hat – a la „das war irgendwo gegen Ende des Semesters in Vorlesung XY“), aber ich erinnere mich zb, daß das in dem alten blauen Notizbuch ziemlich in der Mitte auf einer rechten Seite links unten war und dort mit grün umrandet.

    Und andererseits erinnert man sich mMn leichter an den Kontext wenn man die Info selbst verfasst hat. Es ist ein Unterschied ob ich mir damals zb die Formel für XY aufgeschrieben habe oder jemand anderes sie beschreibt – habe ich es selbst geschrieben, dann sind da die Dinge hervorgehoben die eben *ich* für besonders erwähnenswert gehalten habe (weil zb. counter-intuitive) oder die meine üblichen Anwendungsfälle gut abdecken. Schlage ich den Kram zb auf Wikipedia nach ersticke ich dagegen oft in über-formaler Definition, anderer Notation o.ä. und muß mir das praktisch neu erschließen – während ich bei einer selbstgeschriebenen Notiz einfach nur meine Erinnerung reaktiviere. Das ist schon was sehr anderes.

    Ob das mit elektronischen selbstgeschriebenen Notizen ebenso gut ginge kann ich nicht 100% sagen – meine Erfahrung ist aber, daß man momentan bei elektronischen Notizen sehr zu reinem Text oder Bullet-Listen neigt weil das Erstellen richtiger Formeln oder von Skizzen viel zu aufwändig ist. Mit Hand kann ich in 60sek eine Formel hinschreiben und ringsrum mit Pfeilchen zu jedem Buchstaben schreiben was der bedeutet und eine kleine Skizze dazu machen wie sich zb der Plot dazu verhält. Das ist dann auch total einfach zu erfassen. Mit LateX oder dem Word Formel-Editor sitze ich da ewig und es endet in Sätzen wie „sei nun x=blah und y=bluh für [Formel] wo i=blurb für alle z“ und mir fehlt dann noch immer die Skizze.

    Ich glaub, das wird erst so richtig was wenn wir alle mit Tablets mit Stift und entsprechender Software rumlaufen und man elektronisch so eingeben kann wie man es heute handschriftlich in ein Notizbuch tut.

  2. Stefanie sagt:

    Meiner Ansicht nach wird man zukünftig auf immer mehr Beweise dafür stossen, dass unser Gehirn ohnehin Unmengen mehr speichert, als wir bisher annehmen. Dann geht es nur noch darum wie wir das wieder ins Bewusstsein befördern, was aktiv weiter verwertet werden soll. Alles andere dient als Gedankenstütze, vielleicht auch „Abkürzung“. Damit kommt es beim externen Speichern nur noch auf die Präferenzen des Einzelnen an.

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