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In meinem beruflichen Umfeld erlebe ich häufig, dass Menschen sich schwer tun mit dem Fragen von Fragen. Es gibt Gespräche, in denen das Gegenüber nicht eine einzige Frage gestellt hat, außer vielleicht nach der Uhrzeit oder ob man auch noch einen Kaffee möchte. Mitarbeitergespräche, Verkaufsgespräche selbst Bewerbungsgespräche sind bestimmt von Standardfragen und Schlaftabletten-Neugier. Schnarch. Dabei hängt oft genau von der Qualität der Fragen ab, wie sich Beziehungen, Ideen, Projekte entwickeln.

Die gute Nachricht: das Fragen von Fragen ist erlernbar. Die zweite gute Nachricht: Tagebuchschreiben und Fragen lassen sich vortrefflich miteinander verbinden. Das behaupte nicht nur ich, sondern die Autorin des – an dieser Stelle schon erwähnten, sehr empfehlenswerten, im Oesch Verlag erschienenen – Buches Schreiben wollte ich schon immer (Werbelink). Rosemarie Meier-Dell´Olivo sagt: „Deshalb besteht die wichtigste Technik des Tagebuchschreibens in der Fragestellung“ (S.123) und sie stellt Übungen vor, mit denen wir im Tagebuch fragend experimentieren können.

Eine Übung, die ich gerne und mit überraschenden Ergebnissen anwende, ist die „Liste willkürlicher Fragen“: Du schreibst fünf Minuten lang alle Fragen auf, die dir einfallen, ohne zu bewerten oder zu zensieren. Dann wählst du eine Frage aus, die dich am meisten anspricht und beantwortest sie. Einfach so. Nicht lange nachdenken. Einfach beantworten. Das können tiefsinnige Lebensfragen sein oder weniger tiefe aber umso drängendere Fragen wie z.B.: werden wir am Donnerstag gegen Italien gewinnen? Wie halten Spieler und Trainer den mentalen Druck aus? Was geht in einem Spieler beim 11-Meter-Schießen vor? Schreiben Fußballer Tagebuch?
Zum Thema Fragen noch eine weitere Buchempfehlung: Das Fragebuch (Werbelink) von Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler, aus dem Kein und Aber Verlag, 2009. Bei amazon heißt es in der Kurzbeschreibung: „Sie können das Fragebuch alleine ausfüllen wie ein Tagebuch. Oder mit anderen zusammen. Sie können ein festgefahrenes Abendessen auflockern oder Verwandte aus der Reserve locken. Sie können wieder Spannung in Ihre Beziehung bringen oder endlich ihre Eltern kennenlernen.“ Nicht alle Fragen taugen zur Beantwortung, aber die Auswahl ist groß, es ist für jede Person und für jede Lebenslage etwas dabei. Außerdem ist das Buch ein Genuss für Auge und Hand.

Viel Freude beim Fragen! Im Tagebuch und auch sonst!

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Sorry, Jungs, heute müsst Ihr leider draußen bleiben. Heute geht es um Frauenräume. Nein, nicht Frauenträume, sondern -räume. Wir haben von Sabine Notizhefte mit dem Titel Frauenräume zugeschickt bekommen, um sie hier im Blog vorzustellen. Zu beziehen sind sie für 6 EUR das Heft unter: http://de.dawanda.com/shop/notizhefte-frauenraeume. Nicht traurig sein: Vielleicht sprechen wir ein anderes Mal über die Notizhefte für den Mann!
So sehen sie aus:
[Aktualisierung 20.06.2012 von Christian]: Die angestoßenen Ecken der Bücher, die man auf dem Bild sieht, stammen von mir – bin nicht gerade pfleglich damit umgegangen. Die Bücher wurden von Sabine in tadellosem Zustand geliefert! [/Aktualisierung 20.06.2012 von Christian]


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Mit dem Füller schreibt es sich sehr angenehm auf dem mattweißen Papier. Außerdem heißt es auf der Innenseite: „Frauen, die dieses Notizheft besitzen, sind kreativ, engagiert und lebenslustig.“ Da bin ich gern dabei. Soviel vorab.

Matte Farben, Schreibmaschinentypo und Abbildungen mit dem Flair einer Zeit, in der Wollknäuel, alte Badewannen, Trottellampen, Waschkrüge, schwere Vorhänge usw. das Leben der Frau umrahmten. Die Uhren tickten langsamer, Frauen saßen mit ihrem Stick- oder Strickzeug zusammen. Der Boden war gewischt, die Fenster geputzt, die Kinder tollten draußen auf der Straße, auf der kein Auto fuhr. Es ist eine Zeit, in der Frauen nicht die Spülmaschine ausräumen, während sie am Telefon mit dem Kollegen das Workshopkonzept besprechen, die TK-Pizza im Auge behalten und auf dem Rechner eine Mega-Datei herunter laden. Also eine gemächliche, kreative Zeit, in der Männer, Kinder, Kollegen, Kunden, Haustiere, elektronische Geräte etc. nichts zu suchen hatten. Die Bücher signalisieren deutlich: Ich will meine Ruhe haben und das tun, was ich will und nicht, was ich soll!

Unbedingt begrüßenswert! Vor allem für ein Tagebuch die besten Voraussetzungen: ein Raum für mich ohne Müssen, Sollen und Nichtdürfen.
Mir persönlich sind die Motive manchmal zu sehr Retro und ich wünschte mir ein wenig Augenzwinkern oder freche Brüche in der Romantik, aber das ist – wie immer – Geschmackssache und darüber lässt sich bekanntlich nicht streiten. Gut, dass die Weltwiese groß und bunt ist und viele Blumen darauf blühen!!
An einem Diskurs – gerne kontrovers – darüber, welche Notizbücher Frauen sich wünschen, sind wir hier sehr interessiert. Vielleicht gibt es auch klare Wünsche an das Herren-Notizbuch?!

Sabine, die die Frauenräume Notizhefte herstellt, hat uns zwei Hefte für eine Verlosung überlassen:

  1. Die Verlosung startet am 19. Juni 2012 und endet am 26. Juni 2012 um 18 h
  2. Wer teilnehmen möchte, muss hier einen Kommentar mit einer gültigen E-Mail Adresse hinterlassen (wird nicht angezeigt und nur für die Verlosung verwendet).
  3. Bitte sagt uns in eurem Kommentar, wie euer ideales Notizheft für Frauen aussieht
  4. Am Ende werden alle Kommentare durchnummeriert und die Gewinner per Zufallsgenerator ermittelt
  5. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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Man muss nur lange genug warten, dann erledigen sich Projekte von ganz alleine, weil jemand anderes sich die Zeit genommen hat, eine Idee so umzusetzen, wie man es selbst auch gemacht hätte, wenn man es denn selbst gemacht hätte. Manchmal ist das schade, weil jetzt das Feld besetzt ist, manchmal aber auch willkommen, so wie im Fall des Selbstlernkurses „Projekt Tagebuch“. Da hat jemand einen appetitlichen Kurs zum Tagebuchschreiben zusammengestellt. Auf meiner To-Do-Liste kann ich diese aufwändige Aktion streichen. Puh!

Eine Freundin schickte mir den Link (danke Sibylle!) von einem Online-Magazin, das sich hauptsächlich mit den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Lebensgestaltung beschäftigt: whttp://www.zeitzuleben.de/selbstlernkurse/projekt-tagebuch/. Dort gibt es jetzt einen 10-wöchigen online-Kurs zum Thema Tagebuch. Ich kann die Qualität des Kurses nicht aus eigener Erfahrung beurteilen, habe nur Ankündigung und Kursbeschreibung sorgfältig gelesen. Mir scheint, das ist ein reelles Angebot für Menschen mit Interesse am Tagebuch und am Experimentieren damit. Besonders gefällt mir der unaufdringliche Ton, in dem die Möglichkeiten der Vertiefung im Umgang mit dem Tagebuch aufgezeigt werden. Es ist eine freundliche Einladung, das eigene Repertoir zu erweitern, sich auszuprobieren und neue Erfahrungen mit sich und mit dem Medium Tagebuch zu machen. Ob das Essen so lecker schmeckt, wie es die Speisekarte verspricht, findet nur heraus, wer es ausprobiert – und bei Nichtgefallen das Geld zurück bekommt (wenn ich es richtig verstanden habe).

„In diesem Selbstlernkursprojekt lernen Sie nicht nur die notwendigen Grundideen und Grundregeln, die dafür sorgen, dass so ein Tagebuch nicht kontraproduktiv wird. Denn es kann schnell passieren, dass man sich mit seinem Tagebuch selbst runterzieht und sich schadet. Damit das nicht geschieht, gibt es einige Grundregeln, die es zu befolgen gilt. Über die Grundregeln hinaus finden Sie in meinem Kurs auch die unterschiedlichsten Schreibmethoden, die Ihnen helfen, Ihren Gedanken und Gefühlen auf die Spur zu kommen, Situationen schriftlich zu klären oder Ihre Seele von belastenden Gefühlen und Gedanken zu reinigen (Psychohygiene).“

(Ralf Senftleben)

Sollte jemand von euch den Kurs von A bis Z durchführen, wäre ein Erfahrungsbericht hier im Blog eine feine Sache!
Frisch aus der newsletter-Presse flattert gerade noch eine Anleitung für TagebuchschreiberInnen auf meinen Rechner: http://www.kreativesdenken.com/artikel/tagebuch-schreiben.html. Für alte Tagebuchhasen nicht viel Neues, aber für Einsteiger- bzw. Wiedereinsteiger sind die Tipps schön übersichtlich und umfassend zusammengestellt.

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Tagebucheintrag im Mai: Bäume schlagen aus, die Natur explodiert, Düfte vernebeln die Sinne. Ein zielgerichtetes, vernünftiges Alltagsleben scheint kaum möglich. Vor allem Menschen mit Gärten bewegen sich jetzt rauschhaft durch ihr sich stündlich veränderndes Refugium. Was gestern noch wie tot unter der Erde lag, weht jetzt als dunkelviolette Tulpe (Queen of the Night) im Frühlingswind. Vorhin noch volle Sicht auf die Straße, jetzt eine dichte grüne Mauer aus Liguster oder Hainbuche. Frostgebeutelte Rosen springen dem Tod von der Schippe und treiben mächtig aus, als müssten sie verlorene Zeit wettmachen.

Wer einen Garten hat und darüberhinaus ein Gartentagebuch führt, hat jetzt alle Hände voll zu tun. Es gilt, die rasanten Entwicklungen zu dokumentieren, oder – und das macht das Gartentagebuch so wertvoll – zum Oktober zurück zu blättern und nachzusehen, wo man welche Zwiebeln versenkt hatte. Sowohl für den Rückblick, für die Planung als auch für lyrische Ausbrüche scheint mir ein Tagebuch unverzichtbar. Allerdings gehe ich dabei ähnlich unsystematisch vor wie die KollegInnen vom Forum „mein schöner Garten“. Interessanter Diskurs zum Thema Gartentagebuch bei: Mein Schönber Garten

Eine andere Entdeckung – und Empfehlung – für GartenfreundInnen ist das Buch Die Tage des Gärtners: Vom Glück, im Freien zu sein (Werbelink) von Jakob Augstein, im Hanser Verlag. Es ist eine Mischung aus persönlichem Erfahrungsbericht („Ich zum Beispiel habe neulich tatsächlich einen Löwen gekauft. Aus Sandstein. Das ist bedenklich … Aber es ist schon so, dass die Anschaffung von Gartenstatuen ein erster Schritt ist auf einem rutschigen Pfad, der abwärts führt“, S. 141) und kompromisslosen Empfehlungen („Ein Rat am Rande: Lassen Sie bloß die Finger vom Rittersporn!“, S. 26). Ich habe es mit großem Vergnügen gelesen, ihm beigepflichtet, widersprochen, den Kopf geschüttelt, meistens aber geschmunzelt.

Gibt es unter den BlogleserInnen eigentlich Gartenfreaks? Auch gartentagebuchführende Gartenfreaks?

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Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu gewinnt in diesem Jahr den „Preis der Literaturhäuser 2012“. Bei der Preisverleihung in Hamburg im April las er aus seinem Logbuch vor: „Weiter im Text: ein Tagebuch mit Bildern“, September 2011, (amazon Werbelink).

Vor der Lesung erzählt er, wie er es mit dem Tagebuchschreiben hält, nämlich gar nicht. „Ich stehe nicht auf Nachsinnen“, sagt er, und muss sich erst bei seinen Freunden erkundigen, wie sie das machen mit dem Tagebuchführen. „Gefühle aufschreiben, ist nicht mein Ding.“ Also wird es kein Tagebuch sondern eine Art Logbuch. „Von Ende März bis Pfingsten 2011 schreibt und zeichnet sich FERIDUN ZAIMOGLU buchstäblich die Seele aus dem Leib. Es entsteht ein Tagebuch, in dem der Autor sein Leben auf des Messers Schneide offenbart. Höhenflug oder Absturz immer im Blick“ (Klappentext).

Das mit Zeichnungen des Autors und Künstlers versehene Werk ist sehr persönlich aufgemacht: Skizzen, Schreibmaschinenschrift mit handschriftlichen Verbesserungen und Kommentaren, Gartenzwergfotos aus eigener Sammlung. Die Texte wirken wie ein Film: schnelle Schnitte, alltägliche Szenen und Begebenheiten, skurrile Figuren, besorgte Beschäftigung mit schmerzenden Zehen, mit schwer verträglichen Nahrungsmitteln und ihrer Wirkung auf den Körper. Eigentlich muss ich nicht unbedingt wissen, wie Feridun Z. den Karfreitag zu Hause in Kiel „ausharren“ will, doch die Art und Weise, wie er vermag, das Ausharren in Worte zu trümmern und sich vom bösen Summen der Wespe ins Assoziieren wegtragen zu lassen, das ist beeindruckend:

„Habe eine quasipolitische Anwandlung. Die Herrschaft, die preßt. Die Herrschaft, die drückt einem die Luft aus den Lungen. Da will man doch, daß ein Wind aufkommt, daß der Wind mit Kraft die Dächer reißt und fortträgt, und die versonnenen verponnenen Bürger himmelwärts glotzen. Mürrisch, wie sie sind, würden sie dem Himmelsgott die Faust entgegen recken. Das Dunkle verhüllt, im Dunkeln verhüllt. Zuviel Metaphysik in der Rübe.“

Hätte ich die Sprachmacht (und die Bekanntheit) eines Feridun Zaimoglu würde ich glatt überlegen, ob ich meine Tagebücher, – es sind inzwischen sehr viele -, auch aufrüsche und für 29,80 Euro das Stück auf den Markt bringe …

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„Für mögliche Leser will ich nicht schreiben. Das ist schliesslich mein privatester Privatkram.“

„… Also bleibts für mich allein Nicht mal mein Mann darf da ein bis zwei Augen reinwerfen “

So beschreiben Blogleserinnen ihr Verhältnis zum Tagebuch. Aber es gibt auch die anderen. Menschen, die ein Tagebuch öffentlich führen, z.B. weil andere Menschen (Redakteure, Verlagsmitarbeiter) sie darum bitten. In letzter Zeit begegnet mir mmer häufiger in Zeitschriften oder sogar als Buch (vielleicht habe ich auch einen gewissen Tunnelblick entwickelt) das Tagebuch als Format. Offensichtlich gibt es einen Bedarf bei Lesern auf Blicke durchs Schlüsselloch, auf das ungestrafte Spinksen ins Leben der anderen.

So führt die schwedische Fotografin Lina Scheynius in diesem Jahr das „Tagebuch einer jungen Frau“ (es schäme sich, wer Schlechtes dabei denkt) und lässt die ZEIT-Magazin-Leser an Momenten ihres Lebens in Paris und London, wo sie für internationale Magazine arbeitet, teilhaben, z.B. in Nr. 16/2012: „Ich wollte nicht nach London zurückfliegen. Ich wollte in Marokko bleiben und noch ein wenig länger von Dingen umgeben sein, die ich nicht kenne. Ich wollte in der Sonne liegen und den Muezzins zuhören und den Vögeln und dabei den süßesten Tee trinken, den ich je getrunken hatte, und Bücher lesen, für die ich mir zu Hause keine Zeit genommen hatte. Ich wollte …“ usw. usf. Manchmal ist es besser, wenn Tagebücher privat bleiben.
Interessanter scheint mir das Buch von Patricia Görg, Handbuch der Erfolglosen (Werbelink) : „Aufgefordert dazu, ein Tagebuch zu schreiben, notierte Patricia Görg wöchentlich die hereinflutenden Medialitäten, ergänzte sie aber um Erlebnisse mit Künsten und Wissenschaften sowie mit fast erfundenen Fallgeschichten, deren Helden, wie wir alle, letztlich erfolglos bleiben müssen. Entstanden ist nicht nur die Chronik eines bewegten Jahres, sondern auch ein lehrreiches Brevier des Normalen, in dem sich Revolutionen, Rücktritte, Unfälle und Finanzmarktpaniken abwechseln.“ (amazon)


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Ob die Idee für ein ganzes Buch trägt, weiß ich nicht, ich habe es nicht erworben. Falls jemand von Euch das Buch kennt, bitte unbedingt kommentieren!

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Die naheliegende und erwartbare Antwort lautet: für mich allein und für niemand sonst. Wer nicht gerade Schriftsteller oder Journalist mit Auftragsarbeit ist, schreibt in der Regel nicht für eine potenzielle Leserschaft, sondern sehr privat in ein von fremden Blicken gut geschütztes Buch. Aber was genau heißt eigentlich ´für sich schreiben´? Wer ist mein Gegenüber, wenn ich schriftlich meine Gedanken sortiere, mein Notizbuch als Kummerkasten oder Mülleimer benutze oder die Erlebnisse des Tages nicht nur im Kopf sondern auch auf Papier festhalte? Gibt es vielleicht heimliche Adressaten, deren Existenz mir nicht bewusst ist. Gibt es eine Instanz, die irgendwie mit im Spiel ist, während ich mich für mutterseelenallein halte? Oder gilt nach wie vor die Anrede: „liebes Tagebuch!“, und die Frage ist damit erledigt?

Der Schriftsteller Peter Tamm sagte vor zwei Jahren in der ZEIT: „Aber so gerne ich Tagebücher lese, so ungerne schreibe ich sie. Mir ist die Instanz nicht klar, an die sie sich wenden. Mir selbst brauche ich nichts zu erzählen, und wenn ich an einen anderen Leser, eine andere Leserin denke, fange ich sofort an, mich zu verstellen.“ (ZEIT, 18. März, 2010)

Für wen also schreibt man im Tagebuch? Ich habe keine konsistente Antwort auf diese Frage, vermute aber, dass die Antwort „ich schreibe nur für mich“ zu kurz greift. Unabhängig von jedem Veröffentlichungsgedanken findet beim Tagebuchschreiben ein Dialog statt. Mit wem? Vielleicht mit einem Teil meiner Persönlichkeit, vielleicht mit einem mir nahestehenden Menschen, vielleicht mit Gott, meinem inneren Krititker, dem Kind in mir, vielleicht – und das passiert schneller als man schreiben kann – mit einer zukünftigen Leserschaft, die endlich verstehen soll, wer man in Wirklichkeit war.

Franz Kafka notiert am 7. November 1921 in sein Tagebuch: „Unentrinnbare Verpflichtung zur Selbstbeobachtung. Werde ich von jemand anderem beobachtet, muss ich mich natürlich auch beobachten, werde ich von niemandem sonst beobachtet, muss ich mich umso genauer beobachten.“ Schreiben auch wir für Beobachter? Verinnerlichte Beobachter, mit denen wir uns im Tagebuch auseinandersetzen? Vielleicht schreiben wir auch an unser zukünftiges Ich, an den Leser, der wir sein werden, der Jahre später diese Zeilen lesen wird. Ein interessanter Gedanke, den Keith Haring Ende der 70er Jahre folgendermaßen aufgreift: „Etwas in ein Buch schreiben heißt auch Zeit in Schachteln – Seiten – packen …. Zur gleichen Zeit, wo ich hier rede, rede ich auch mit dir zur anderen Zeit, weil ich in Schachteln rede, weil diese Schachteln die Zeit aufnehmen und eine andere Zeit draus machen können. Zeitstücke in Schachteln“ .

Falls sich jemand von euch für solche Überlegungen interessiert und dazu was sagen kann und will, ist die Kommentarbox hiermit geöffnet.

Die Zitate entstammen bis auf das Peter-Tamm-Zitat alle dem Ausstellungskatalog Absolut privat!?: Vom Tagebuch zum Weblog. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in den Museen für Kommunikation (Werbelink), Edition Braus, 2008.

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Alle, die mit der rechten Hand schreiben, Finger hoch! Frage: bist du ein echter Rechtshänder? Mit allem, was dazu gehört? Hast du gerade mit dem rechten oder dem linken Finger aufgezeigt? Nimmst du den Tischtennisschläger in die Linke, kritzelst beim Telefonieren mit der Linken? Soso, dann vielleicht doch ein Umgeschulter ….

In Deutschland wird die Zahl der Linkshänder auf ca. 10 % der Bevölkerung geschätzt. Die Dunkelziffer liegt höher. Menschen über vierzig hatten häufig das Pech, von der linken auf die rechte Hand umgeschult zu werden. Bei den heute über 80ig-Jährigen scheint es überhaupt keine Linkshänder zu geben, was nicht mit einer kürzeren Lebenserwartung dieser händischen Minderheit zu tun hat, sondern mit der flächendeckenden Unterdrückung ihrer linken Schreibhand während der ersten Schuljahre.

Die Engländer nennen diesen Vorgang brainbreaking und die Autorin des Standardwerkes „Der umgeschulte Linkshänder“, Barbara Sattler, spricht vom „massivsten unblutigen Eingriff in das menschliche Gehirn“. Die Folgen spielen sich auf psychischer wie physischer Ebene ab und können bei Kindern wie auch bei Erwachsenen zu Einschränkungen ihrer Leistungsfähigkeit führen.
Was hat das mit dem Notieren und Tagebuchführen zu tun?

  • Ich habe im Februar mit der Rückschulung auf meine linke Hand begonnen und schreibe seither mein Tagebuch mit links. Manchmal fühle ich mich dabei wie mit fünf: die Zunge zwischen die Zähne gepresst male ich meine Buchstaben in die Zeilen und hoffe, dass eines Tages so etwas wie eine erwachsene Handschrift daraus wird. Wer sich für das Thema interessiert, findet viele Tipps bei: linkshaender-beratung.de.
  • Ich erzähle das außerdem, weil eindeutige Rechts- oder auch Linkshänder ihre eingefahrenen Bahnen im Gehirn aufmischen und damit Raum für neue Gedanken und Ideen schaffen können. Wo ließe sich das besser ausprobieren als im Tage- oder Notizbuch? Sogar von fachlicher Seite wird empfohlen, den Handwechsel als Kreativtechnik auszuprobieren: Link : „abends „Gedanken zum Tag“ notieren: Ohne nachzudenken mit der linken Hand (Linkshänder bitte mit der rechten!) darauf los schreiben. Das ist eine spezielle Schreibtechnik, die paradoxerweise den Schreibfluss verbessert! Probieren Sie’s aus!“

Viel Vergnügen dabei, und noch eine Empfehlung: nicht übertreiben! Das Handgelenk wird es euch danken.

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Für fortgeschrittene Tagebuchschreiber mal wieder ein Tipp am TaBu-Dienstag. Eine bekannte Technik aus dem Kreativen Schreiben ist das Verfassen von Porträts. Damit lässt sich wunderbar im Tagebuch experimentieren. Keine persönlichen Erlebnisse, keine Daten, keine Gefühlsausbrüche oder Stimmungsbeschreibungen. Stattdessen die möglichst genaue Charakterisierung einer Person, die mir an diesem Tag einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. So ein Porträt eignet sich gelegentlich auch für das Prinzip „Rache der schreibenden Hand“, Motiv für manchen Tagebucheintrag und eine prima Möglichkeit, sich den Ärger über eine Person vom Leib zu schreiben. Worum geht es?

Eine Person mit Worten skizzieren: ihr Äußeres, ihre Bewegungen, ihre Mimik, ihre Art zu sprechen, typische Verhaltensweisen, Wesensmerkmale und wie sie sich bemerkbar machen, ihr Vokabular, ihre Beweggründe, die wir hinter ihrem Verhalten vermuten …
Mein derzeitiges Lieblingsbuch ist das Buch Der Ohrenzeuge: Fünfzig Charaktere (Werbelink) von Elias Canetti, in dem er fünfzig Charaktere mit Zorn und Zärtlichkeit (Klappentext) in ihren Eigenheiten so skizziert, dass man meinen könnte, der Autor hätte eine neue Psychologie des menschlichen Charakters entworfen. Man erkennt sich und manche Zeitgenossen wieder in seinen Miniaturen, obwohl die Typenbezeichnungen ´Die Tischtuchtolle´, ´der Heimbeißer´, ´die Mondkusine´ oder ´der Höherwechsler´ keine geläufigen Begriffe sind. Ihm geht es auch nicht um Geläufigkeit, das ist ja das Schöne daran! Wer Spaß an Sprache hat, wer gerne mit Worten Porträts malen möchte, dem sei das kleine Buch wärmstens ans Herz gelegt.

Als kleine Brücke zu den letzten beiden Dienstagen, an denen es um Tagebuch und Geld ging, eine Kostprobe aus: Elias Canetti, Ohrenzeugen, Fischer Verlag, 2007,S. 19:

[…] Die Habundgut. […] Mit Geld geht sie sorgsam und zärtlich um, sie gibt nicht mehr als ein Zehntel davon aus und versorgt das Übrige. Sie gibt ihrem Geld zu essen, damit es nicht eingeht. Keinen Bissen tut sie, ohne dass für ihr Geld auch etwas abfällt. […] Die Habundgut bekommt Post und lässt sie ein paar Tage uneröffnet liegen. Sie legt so einen Brief vor sich auf den Tisch und stellt sich vor, dass viel mehr drin ist. Ein bisschen Angst hat sie auch, dass es weniger ist, aber da das noch nie passiert ist und mit der Zeit alles steigt, kann sie warten und hoffen, dass es mehr ist.[…]

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Einen kleinen Moment noch, gleich geht es los. Bevor ich euch eine KOSTENFREIE Zusammenfassung des Buches Pay Yourself First von Mari L. McCarthy liefere, muss ich noch eben meine Scheine zählen und in meinen Schuhkartons verstauen. Die Luft schwirrt vor Geldscheinen. Ich bin jetzt Money Master, denn ich habe Maris Buch für 3.70 Euro heruntergeladen und kann so oft ich will in den e-Seiten meines e-books blättern, um meinen finanziellen Erfolg zu sichern.
Als besonderen Service des Hauses Notizbuchblog möchten wir auch euch heute die Gelegenheit geben, Mari´s Empfehlungen selber auszuprobieren und in Zukunft wie Dagobert Duck in Geld zu baden. Es ist ganz einfach: Macht euch selbst ein Bild und eure eigenen Erfahrungen, wie die Sache mit dem Tagebuchschreiben und dem Geld funktioniert.

  • Den ersten Schritt zuerst: Heft, Stift, besonderen Platz auswählen und einen Zeitplan für die tägliche Übungsroutine machen.
  • Ein Ziel aufschreiben, was du ändern willst in deinem Verhältnis zu Geld (weniger Sorgen, mehr Selbstverantwortung, finanzielle Unabhängigkeit …)
  • Committment: nur durch tägliches, regelmäßiges Schreiben ist Veränderung möglich. Daher feste Zeiten, feste Rituale, z.B. zu Beginn der Woche EIN Ziel für die Woche formulieren, jeden Tag 5-10 Minuten die Erfahrungen mit dem Ziel aufschreiben, auch kleine Erfolge dokumentieren.
  • Mut: zunächst die Gefühle von Frust, Angst und Geldsorgen ins Tagebuch schreiben – es erzählen wie einem guten Freund. Dann aber vor allem: sich im Tagebuch damit auseinandersetzen, wie in der Herkunftsfamilie mit Geld umgegangen wurde, was einen geprägt hat, welche Sätze noch immer wirken. Oder genau beschreiben, wie sich die finanzielle Situation in der Zukunft gestalten soll („your relationship with the green stuff may be both, more complex and more workable than you think“, M.L.Mc Carthy)
  • Vertrauen: einen inneren Coach engagieren, mit dem man darüber spricht (= schreibt), welche Ziele man warum und wie erreichen will. Zehn Empfehlungen des inneren Coaches aufschreiben und nicht vergessen, einen neuen Termin mit dem ´inner coach´ zu vereinbaren!
  • Vision: die Ziele aus Punkt 2 noch einmal unter die Lupe nehmen und mit der SMART-Methode vertiefen, damit die Veränderung ein konkretes, messbares, erreichbares, relevantes und zeitlich terminiertes Ziel bekommt. Außerdem unbedingt beherzigen: Siege feiern!
  • Reichtum: Ernten wird, wer sich diesem Prozess konsequent und vertrauensvoll aussetzt und außerdem jeden Tagebucheintrag abschließt mit etwas, wofür er dankbar ist.

Wir freuen uns schon auf eure Erfahrungsberichte und Erfolgsmeldungen. Spontane Spenden bitte an Ärzte ohne Grenzen oder andere Hilfsorganisationen Eurer Wahl!

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