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Seien wir doch mal ehrlich: Wer schleppt heutzutage noch ein Notizbuch mit sich rum? Vor allem, wenn wir mindestens einmal im Jahr eine neue Version unseres Smartphones kaufen können? Längst hat die Technologie mehr Geräte in einem vereint, als wir es uns noch vor einiger Zeit hätten vorstellen können. Video, Audio, Messaging, Notizen, Memos, Nachrichten… alles in einem, inklusive Versicherungsschutz gegen Glasbruch!

Wer also braucht noch ein Notizbuch?

Ich!

Hier sind 5 Gründe, warum!

1. Schreiben schlägt Tippen

Das Schreiben per Hand hat gegenüber dem Tippen auf einem kleinen Bildschirm einige Vorteile. Zum einen ist es eine gute Möglichkeit, die eigenen Schreibfähigkeiten up-to-date zu halten. Eine Studie zeigte, dass Studenten, die ihre Notizen handschriftlich geschrieben hatten, bei Tests besser abschnitten als diejenigen, die ihre Notizen eintippten.

Das liegt daran, dass handgeschriebene Notizen ein besseres Abrufen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses ermöglichen. Wir schaffen beim Aufschreiben räumliche Beziehungen zwischen den einzelnen Informationen, die wir aufzeichnen.

Unser Gehirn leistet also mehr kognitive Arbeit.

Zum anderen verbessert es die Rechtschreibung. Die wenigsten sind es -privat wie beruflich- gewohnt, Dinge mit der Hand zu notieren. Die handschriftlichen Fähigkeiten sind seit der Schulzeit verkümmert. Das Schreiben in ein Notizbuch ist ein Weg, die Teile des Gehirns wieder zu aktivieren, die beim Tippen auf dem Smartphone, Tablet oder Computer nicht mehr zum Zug kommen.

2. Das Erinnerungsvermögen ist unzuverlässig

Ein Notizbuch ist der perfekte Platz, um einen schnellen Gedanken zu notieren, bevor man ihn wieder vergisst. Denn unsere Erinnerung ist flatterhaft und unzuverlässig. Der beste Beweis sind die Aussagen von Augenzeugen in Gerichtsverfahren, die sich als ziemlich unzuverlässig erwiesen haben. Kein Wunder also, dass es uns schwer fällt, Einkaufslisten und Telefonnummern ohne schriftliche Fixierung im Gedächtnis zu behalten.

In mein Notizbuch kann ich schnell Informationen notieren und erstelle so eine genaue Momentaufnahme. Damit trainiere ich auch mein Gedächtnis. Vielleicht kennen Sie das auch noch von früher: Gerade die Sachen, die wir uns in der Schule auf den Spicker geschrieben hatten, waren die Infos, die wir während der Klassenarbeit am ehesten in unserer Erinnerung behielten.

3. Bei einem Notizbuch leert sich kein Akku

Das Smartphone oder das Tablet sind bequem und nützlich – bis der Akku leer ist. Schon wieder vergessen, das Ding an den Strom zu stecken? Das ist besonders dann ärgerlich, wenn es einem kurz vor dem Weg in die Arbeit oder zu einem Date auffällt.

Stift und Papier müssen nicht aufgeladen werden. Sie behalten jede geschriebene Information, ohne dass sie von einer Stromquelle abhängig wären. 

4. Ein Notizbuch ist vielseitig – auch ohne Apps

Notizbücher übertrumpfen Apps, wenn es um Vielseitigkeit geht. Egal, ob Sie es für Tagebucheintragungen nutzen, für die monatliche Budgetierung, die Einkaufsliste, das Notieren von Ideen bis hin zu Kritzeleien, Skizzen und Brainstorming – Das Notizbuch nimmt alles auf, und zwar ohne die vorherige Installation einer App oder eines Programms. 

Meine eigenen Notizbücher sind ein Sammelsurium verschiedener Gedanken und Informationen.

5. Es ist schneller als ein Smartphone

Wie lange dauert es, ein Smartphone aus der Tasche zu nehmen, einzuschalten, eine bestimmte App zu finden und sie dann, wenn sie fehlerfrei hochgefahren ist, zu benutzen? Nur um dann eine andere App starten zu müssen, weil man in ein Schreibprogramm eben keine Skizze malen kann?

Das Notizbuch ist im Nu aus der Tasche gezogen und einen Augenblick später fliegt schon der Stift über das Papier. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich auf diese altmodische Art mehr Gedanken viel schneller speichern kann. Auch die Korrektur ist denkbar einfach: Durchstreichen und neu schreiben. Fertig.

Ein Notizbuch mag im 21. Jahrhundert antiquiert und Out-of-place wirken. Es eröffnet aber demjenigen, der es zu nutzen weiß, eine ganze Palette an Möglichkeiten.

Für mich war die Nutzung eines Notizbuches eine der tiefgreifenden Veränderungen der letzten Jahre. So tiefgreifend, dass ich ohne Papier und Stift nicht mehr aus dem Haus gehe.

Probieren Sie es doch auch mal aus!

Photo by Chivalry Creative on Unsplash

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Kennt ihr supernote? Das ist mal wieder ein digitales Notizbuch, ähnlich wie das remarkable. Das digitale Notizbuch scheint es in zwei Größen zu geben: A5 und A6 – jedenfalls denke ich, dass die Typenbezeichnung auch die Größe beschreiben. Das A6 kostet ca 400 EUR, das A5 ca. 100 EUR mehr. Dazu gibt es auf der Seite eine gewisse Auswahl an sehr schönen Stiften. Dazu passt dann auch, dass es eine LAMY Version des Buches mit einem speziellen Stift gibt.

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Kategorie: Supernote  Tags: , ,

Im Artikel This Machine Creepily Duplicates Your Handwriting Perfectly gibt es ein Video, das über eine Maschine (und Software) berichtet, die die eigene Handschrift kopiert und dann mit einem Stift entsprechende Texte verfassen kann. Ich werde nicht wirklich schlau daraus, wie der Lernvorgang für die Schrift funktioniert, aber das Video sieht interessant aus.
Erinnert mich irgendwie an Pensaki und andere Computer Ansätze. Aber ist das dann wirklich Handschrift?

machine_handwriting

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Leser Peter schickte mir den Link auf reMarkable. Dabei handelt es sich um eine Art Tablet zum Lesen, Schreiben und Zeichnen – sie nennen es „Paper tablet“:

[…] WHY A PAPER TABLET? – We love paper, but compared to our digital devices it’s an island. Analogue. Disconnected. Limited. We are making paper digital, connected, limitless. With digital powers, paper becomes even more powerful. […]

Ich muss zugeben, dass mich so ein Gerät schon mal reizen würde, weil ich immer wieder von der Technik fasziniert bin. Allerdings ist der Preis mit mehr als 700 USD sehr hoch, auch wenn es das Gerät aktuell in der Vorbestellung für knapp 430 USD gibt.
Soweit ich es verstanden habe, speichert das Gerät alles lokal, d.h. es geht nichts in die Cloud. Dazu muss man es mit einem mobilen Gerät verbinden (Bluetooth?), von dem aus dann eine App die Synchronisation mit einem Cloud-Service übernimmt.

Auch wenn die Schreiberfahrung auf dem Gerät der analogen Welt nahekommt, so gibt es doch wieder die üblichen Kompromisse: kein Blättern in den Seiten, kein spontanes Kritzeln in alten Aufzeichnungen, Gebundenheit an die Benutzerführung und das Bedienkonzept. Wahrscheinlich würde ich eine Weile damit experimentieren und dann auf romantisch verklärtes Papier zurückfallen.

remarkable

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http://sliceplanner.com/ gibt es zu dem Zeitpunkt, in dem ich den Artikel schreibe, noch nicht als Kickstarter-Projekt, wird aber als solches angekündigt.

Die Idee: man nehme ein schönes Ledernotizbuch mit gutem Papier und ein Planungssystem, das auf Zeitscheiben basiert. Die dort eingetragenen Termine werden mit dem Handy gescannt, das daraus unmittelbar Kalendereinträge erzeugt. Fans, die gerne analoge und digitale Welt verbinden, sollten unbedingt einen Blick auf die Seite werfen – und womöglich ist die Kickstarter Kampagne auch schon online, wenn der Artikel erscheint.

sliceplanner

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In Reading Off Paper Has A Useful Cognitive Benefit Over Tablets Or Laptops wird von einer Studie berichtet, die auf der Konferenz „ACM Conference on Human Factors in Computing Systems“ im Mai 2016 vorgestellt wurde und die ein interessantes Ergebnis hatte:

[…] Using tablets and laptops reduces the ability to think in abstract ways, a new study finds. Instead, people using these digital devices tend to concentrate more on the concrete details of their work. […] When reading off paper, people performed roughly 30% better on questions that required a leap of understanding. […] However, the results were reversed when the questions simply required concrete answers. […]

Also kurz: nach der Lektüre in einem Test befragt, erlaubt analoges Lesen besseres abstraktes Denken, und digitales Lesen ist von Vorteil, wenn man konkrete Antworten finden muss. Vielleicht ist diese Untersuchung in Zusammenhang mit der Studie interessant, über die ich in Hemmen E-Reader das Leseverständnis? berichtet hatte.

reading_off_analog

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Schon letztes Jahr las ich über Moodnotes for iOS is a journaling app that could replace your therapist. Ich habe die App nie installiert, da ich mich nicht mit der Idee anfreunden kann, dass eine App Tipps zu meiner Stimmung gibt. Irgendwie erinnert mich das an das Buch „Zero“ von Marc Elsberg …

Will man wirklich sofort immer einen Optimierungstipp, wenn man mal was niederschreibt?

Die App wirbt mit ihren fundierten Machern: Moodnotes – Thought Journal / Mood Diary:

[…] A collaborative effort between Thriveport’s clinical psychologist founders (creators of the highly-acclaimed MoodKit app) and ustwo studio (creators of the award-winning game Monument Valley), Moodnotes is grounded in the scientifically-supported content of cognitive behavior therapy (CBT) and positive psychology. […]

Mag sein, dass einen die App motiviert und zu „positiverem Denken“ bringt, aber ich bleibe lieber bei Papier und einem Gespräch unter Freunden. Wie seht ihr das? Würdet ihr die App ausprobieren oder habt sogar schon Erfahrungen damit gesammelt?

moodnotes

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Kategorie: Tagebuch  Tags: , ,

My Edit ist ein Designprojekt der Firma Multiadaptor, um Googles Think with Google Seite zu bewerben.

[…] Our notepad had to be compact, and convincing. Conductive ink allowed us to interface with digital content using a pencil, but we wanted to avoid the expected ‘R&D’ aesthetic of cables and circuitry, and create something more human. […] industrial designer Roland Ellis, developed the world’s-first conductive bookbinding glue, seamlessly connecting a circuit board to the printed-pages of our notepad; […]

Verrückte Idee. Bei Mulitadaptor findet ihr auch einige Fotos.

myedit_google

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Vor vier Jahren habe ich über Noteslate berichtet und mittlerweile kann man das Gerät für digitale Notizen vorbestellen. Das Gerät wird als logische digitale Fortsetzung des analogen Schreibens beworben

[…] AN EVOLUTION OF HANDWRITING AND DRAWING IS COMING WITH THE NOTESLATE SHIRO DEVICE. THE FIRST PURE HANDWRITING INTERFACE AND NETWORKING PLATFORM. THIS GIVES A UNIQUE AND VERY PERSONAL DIGITAL EXPERIENCE. […]

Das Gerät soll knapp 200 USD kosten. Auf noteslate.com findet ihr den entsprechenden Link neben vielen Bildern und Zusatzinformationen.

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Wenn Computer die Handschrift lernen und als deren Rettung angekündigt werden, dann stimmt was nicht. Ich rede nicht von Handschrift per Roboter wie bei dem im Blog schon vorgestellten Service von Pensaki. Es geht hier um neuronale Netze, die die Handschrift lernen. Im Artikel When Handwriting Dies, Neural Networks Will Be The Only Calligraphers Left wird ausführlich darüber berichtet. Man muss schon sehr technologieafin sein, um das „pretty cool“ zu finden:

[…] It’s pretty cool stuff that makes me wonder when we’ll start seeing our first neural network designed fonts. […]

Man kann den trainierten Computer online ausprobieren. Hier mein Test:

Verrückte Geschichte. Aber ich schlage vor, dass wir lieber die Handschrift als Kulturtechnik erhalten und die Computern aus rein technischem Interesse über neuronale Netze das Schreiben beibringen – und nicht als Ersatz für uns.

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